Prop-Art

Ich habe bislang noch nie über Propaganda-Kunst gesprochen. Viele andere Blogs aus Vietnam zeigen mit Vorliebe Motive von Propaganda-Plakaten auf den Straßen. Die sind nicht wirklich dominant im Straßenbild, aber sie tauchen doch mit einer gewissen Regelmäßigkeit auf. Erst recht jetzt vor der Wahl, wo viele alte Plakakte durch … naja… „Wahl“-Plakate im eigentlichen Sinn des Wortes (Werbung für die Wahl an sich) ersetzt wurden.

Heute habe ich jetzt in einem Artikel gelesen (Hier als PDF zum Herunterladen), dass vietnamesische Propaganda sich von der sowjetischen dadurch unterscheidet, dass weniger Massen und weniger Fäuste zu sehen sind, und von der chinesischen dadurch, dass weniger lächelnde Gesichter zu sehen sind.

Propangada-Kunst-Forschung ist demnach eine Wissenschaft, wie jede andere auch. Mit erstaunlichen Nischenergebnissen. Außerdem waren vietnamesische Plakate oft etwas simpler, deutlicher gestaltet, weil die Analphabetenrate höher war als in der UdSSR.

Hier gibt es ein paar Exemplare zum Anschauen. Das sind dann allerdings die „alten“ Plakate. Nachdrucke, versteht sich, denn die Originale, von denen es mangels Druckpressen oft nur wenige gab, sind längst alle von Sammlern aufgekauft. Einer davon ist der britische Investmentbanker Dominic Scriven, der sogar ein Buch geschrieben hat: „Dogma: Morale from the Ministry“ (kostet allerdings auch stolze 94 Pfund; wir leben schließlich im modernen Kapitalismus. Von Scriven selbst hört man ansonsten übrigens auch eher marktorientierte Töne. Beispielsweise fordert er eine verstärkte Privatisierung der Staatsbetriebe, um mehr Investitionen anzulocken, sowie ein transparenteres Marktsystem).

Über die aktuellen Motive gibt es nebenbei bemerkt den typischen Künstler-Streit. Die Altkünstler behaupten, den „Jungen“ fehle es an Visionen und an Gestaltungskraft. Immerhin habe man damals über den Krieg gemalt, während die jungen heute über langweilige Alltagsthemen zeichnen müssten.

Dem widersprecht die neue Generation natürlich. Erwähnter Artikel zitiert eine Frau, die für ihr modernes Prop-Art-Poster einen Preis gewann. Es wurde von einer Frau inspiriert, deren Hände von Agent Orange deformiert waren. Das junge Mädchen wäre gerne – Malerin geworden.

2 Responses to Prop-Art

  1. daniel says:

    sind das nur plakate, oder werden auch ganze häuserwände vollgemalt?
    und gibts auf der anderen seite subkulturelle ausdrucksformen, graffiti, schablonen oder aufkleber?
    davon würden mich auch bilder interessieren.
    in chemnitz sprüht einer ne schablone mit dem portrait von jan ullrich und dem text „schwamm drüber“.

  2. admin says:

    Häuserwände sind mir bislang nicht aufgefallen. Meine vage Vermutung ist auch, dass so etwas angesichts des aggressiven Klimas hier (Sonne plus Feuchtigkeit plus Abgasen von Millionen von Mopeds) nicht lange halten würde.

    Und was die zweite Frage angeht: Es gibt hier nicht nur keine „subkulturellen Ausdrucksformen“, es gibt noch nicht mal eine „Subkultur“. Das klingt ja allein schon wieder so verschwörerisch. Es sei denn, man würde Jugendliche, die abends auf Partys gehen, statt zu Hause zu sein, wie es sich gehört, als „Subkultur“ bezeichnen.

    Es gibt aber in der Tat Schablonen-„Kunst“. Die hat aber einen sehr banalen Zweck, und dazu brauche ich außerdem wieder ein Foto, also erinnere mich bei Gelegenheit nochmal dran.

Schreibe einen Kommentar zu daniel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert