Category Archives: Tiere

Tod einer Schildkröte

Die traurige Nachricht des Tages: Die Schildkröte im Hanoier Hoan-Kiem-See ist offenbar gestorben. Heute Nachmittag entdeckten Passanten das im Wasser treibende, tote Tier. Man muss dazu sagen: Die Schildkröte war, nach allem was wir wissen, alt. Sehr alt. Auch wenn man der Legende nicht Glauben schenken mag, dass es dieselbe Schildkröte ist, die bereits vor Jahrhunderten König Le Loi im Kampf gegen die Chinesen half, war sie trotzdem ein recht altehrwürdiges Tier. Jüngste Versuche, ihr Geschlecht zu bestimmen, und dadurch… (more…)

151, Kapitel 8: Kakerlake

Das Foto zu diesem Kapitel gehört mit zu den kniffligsten des Buches, es stand mit einer Handvoll anderer Motive bis kurz vor Schluss auf meiner „To Do“-Liste, und ich hatte lange Zeit keine Ahnung, wie ich es organisieren sollte. Das Problem ist nämlich folgendes: Kakerlaken sind eigentlich nachtaktiv. Sie bevorzugen die Dunkelheit, und lassen sich überwiegend nachts erwischen, wenn man in der Küche das Licht anschaltet, und eine Kakerlake schnell über den Boden huscht und unter der nächsten Schrankritze verschwindet.… (more…)

Küchengespräche

Ein sehr nobles Restaurant in Hanoi. Die Weingläser sind groß und schwer, die Servietten sind aus besticktem Stoff. Die Tische sind angeordnet rund um die geräumige, rundum einsehbare Küche, wo Köche fleißig mit der Hand den Teig für die Frühlingsrollen anrühren. „Wir haben nichts zu verbergen“, sagt die Architektur, „denn wir sind ein exzellentes Restaurant auf höchstem Niveau.“ Über was sprechen die Küchenangestellten also so? „Da war eine Ratte in der Vorratskammer!“, sagt die eine. Der deutsche Gast zuckt zusammen,… (more…)

Sprichwort des Tages

„Ban bo tau enh uong“. „Den Ochsen verkaufen, um einen Ochsenfrosch zu kaufen“, oder, anders gesagt: Sich wie ein Idiot verhalten.

Schlaue Ratten

Eine vietnamesische Arbeitskollegin hat Ratten zu Hause. Die Ratten zeigen sich nicht, aber sie fressen Nahrungsmittel und Gegenstände an, und sie pinkelten überall hin, sagt die Kollegin. Dass Ratten sich gerne durch alles mögliche hindurch nagen, bemerke ich auch öfter mal, wenn ich meine ZEIT-Ausgabe per Post bekomme. Die Zeitung liegt offenbar auf dem Weg von Deutschland zu mir bisweilen einige Zeit in irgendwelchen vietnamesischen Postzwischenlagern, und wenn sie bei mir ankommt, ist manchmal irgendwo ein Loch in der Plastikfolie,… (more…)

Normal

Das schönste an Themen ist ja, wenn sie sich weiter entwickeln. Zwei vietnamesische Kolleginnen jedenfalls diskutieren derzeit mein Kapitel „Kakerlake“ aus „151 Vietnam„, in dem ich unter anderem geschrieben habe, dass Kakerlaken wissenschaftlich gesehen sehr faszinierende Insekten sind, weil sie, obwohl nicht „staatenbildend“ wie Bienen oder Ameisen, sondern im Gegenteil höchst individuell für sich selbst sorgend, trotzdem soziale Bindungen eingehen und in einer Gruppe mehrheitlich über das gemeinsame Vorgehen entscheiden. Die eine Kollegin erklärt, bevor sie nach Deutschland gegangen sei,… (more…)

Gold auf vier Beinen

Beim Begriff „Goldrausch“ denkt man normalerweise an, nun, Gold. Im übertragenen Sinn vielleicht auch an andere Rohstoffe wie Öl, oder im sehr weit übertragenen Sinn, an die Börse. Prinzipiell an alles, was man raffen und verkaufen kann. Insofern ist die Titelwahl für ein neues über Vietnam erschienenes Buch recht kreativ: „Gold Rush in the Jungle“ handelt von einem Goldfieber der besonderen Art: Der Jagd und der Entdeckung neuer Tierarten im vietnamesischen Urwald. Jagd ist dabei doppeldeutig zu verstehen. Die „Jäger“… (more…)

Risikoabwägung

In Vietnam erregt aktuell ein Lebensmittelskandal mit Schweinefleisch die Gemüter. Verschiedene Züchter hatten ihre Schweine offenbar mit möglicherweise für die Verbraucher lebensgefährlichen Chemikaliencocktails gefüttert. Die Behörden raten deswegen, Schweinefleisch nur noch im Supermarkt zu kaufen. Denn dort lasse sich im Gegensatz zu Einkäufen auf dem Markt der Hersteller klar identifizieren. Auf deutsche Ohren wirkt das ein wenig paradox, denn die deutsche Reaktion auf Lebensmittelskandale wäre möglicherweise, kein Fleisch mehr im Supermarkt zu kaufen, sondern stattdessen auf dem Markt – wo… (more…)

Die sture Krabbe

„Stur wie eine Krabbe“ sagen die Vietnamesen: „Ngang nhu cua“. Die Krabbe, das weiß schließlich jeder, läuft die ganze Zeit in eine Richtung, ohne sich um das Drumherum zu scheren. „Ngang“ ist übrigens nicht nur das Wort für stur oder störrisch, sondern auch für waagerecht oder horizontal. Interessant, wie hier also auch sprachlich „stur“ und „gradlinig“ eng beieinander liegen. Der im Deutschen störrische Esel hingegeben bekommt bei den Vietnamesen das Attribut „dumm“ verpasst. „Dumm wie ein Esel“, heißt es da.… (more…)

Ein dummer Hund

Einer der letzten Sätze, die mir von unserem großen deutschen Sprachkünstler Edmund Stoiber in Erinnerung sind, bevor er die politische Bühne verließ und Richtung EU entschwand, wo er seitdem tatkräftig Bürokratie abbaut, ist: „Ich leide! Ich leide wie ein Hund!“ Der Hund ist in Deutschland offenbar ein besonders leidendes Tier, das bezeugt ja auch der Ausspruch „Heulen wie ein Schlosshund“ (den man heutzutage ja oft fälschlicherweise als „Heulen wie ein Schoßhund“ hört). Der Hund ist außerdem „der Freund des Menschen“… (more…)