Category Archives: Sprache und Aussprache

Zu wenig Platz

Twitter ist ein Medium, das bislang in Vietnam noch überhaupt nicht angekommen ist. In der Onlinekommunikation fristet Twitter ein Nischendasein, das höchstens von kleineren Interessengruppen genutzt wird, darunter von der ausländischen Gemeinschaft in Vietnam, die beispielsweise Veranstaltungshinweise über Twitter austauschen. Auch einige vietnamesische Musikliebhaber scheinen über Twitter zu kommunizieren. Die Medien, die Blogger-Szene und die meisten anderen internetaffinen Vietnamesen aber nutzen stattdessen Facebook für Diskussion, Austausch und kurze Nachrichten. (Die lästigen Facebook-Blockaden sind mittlerweile bei fast allen Internetprovidern Vergangenheit, vereinzelt… (more…)

Akzentlos

Die Sache mit den Tönen und Akzenten auf vietnamesischen Vokalen (oder, im Fachausdruck, den „diakritischen Zeichen“) ist nicht nur für Vietnamesisch lernende Ausländer eine beschwerliche Sache. Auch viele Vietnamesen verzichten im Alltag gerne mal darauf, die Vokale mit den exakten Zeichen zu versehen, vor allem, wenn sie „nur mal schnell“ eine E-Mail oder eine SMS schreiben wollen. Denn angesichts der sehr umfangreichen Buchstabenkombinationen, die sich aus den verschiedenen Vokalen und den Vokaltönen ergeben, gibt es dementsprechend auch nur umständliche Wege,… (more…)

Verhört

Dass sich aus falsch gehörten, falsch verstandenen oder sonstwie verdrehten Textzeilen von Liedern mitunter sehr lustige Missverständnisse ergeben, hat ja bereits sogar zu literarischen Erfolgsgeschichten geführt. Das ganze funktioniert aber nicht nur mit kryptisch-altertümlichen deutschen Worten oder mit unverständlichen englischen Liedzeilen, es funktioniert auch zwischen Deutsch und Vietnamesisch. In einer befreundeten deutsch-vietnamesischen Familie habe ich neulich die (vietnamesische) Mutter ihrer Tochter „Husch, husch, husch, die Eisenbahn“ vorsingen hören. Da die Mutter allerdings der deutschen Sprache gar nicht mächtig war, sang… (more…)

Mutter rund, Kind eckig

Kreis und Quadrat haben in der chinesisch-asiatischen Welt eine besondere symbolische Bedeutung. Der Kreis steht (unter anderem) im Allgemeinen für den Himmel, das Quadrat für die Erde. Die Verbindung von beiden ist gewissermaßen das Universum, und nicht nur einfach das, sondern gleichzeitig auch das „harmonische“ Universum. Hintergrund dieser Denkschule ist der Daoismus, dessen Philosophie von der Untrennbarkeit der Gegensätze ausgeht (am anschaulichsten verdeutlicht im bekannten Yin-Yang-Zeichen). Das Gegensatzpaar Kreis und Quadrat wurde seitdem immer wieder in Kunst und Architektur aufgegriffen.… (more…)

Von Kränen, Fischen und Tellern

Um sich möglichst viele komplizierte Dinge zu merken, gibt es diverse Tricks. Die meisten „Superhirne“, die endlos lange Zahlenreihen oder haufenweise sinnloser Wörter im Kopf behalten können, benutzen neben ihrem sicherlich fähigen Gehirn meist auch noch die eine oder andere Hilfe. Beispielsweise, indem man besonders einprägsame Bilder im Kopf kreiert. Wer sich also (aus welchem Grund auch immer) die Begriffe „Bein“ und „Kran“ merken möchte, der sollte sich möglichst nicht vorstellen, wie jemand auf einen Kran zuläuft, sondern er sollte… (more…)

Die sture Krabbe

„Stur wie eine Krabbe“ sagen die Vietnamesen: „Ngang nhu cua“. Die Krabbe, das weiß schließlich jeder, läuft die ganze Zeit in eine Richtung, ohne sich um das Drumherum zu scheren. „Ngang“ ist übrigens nicht nur das Wort für stur oder störrisch, sondern auch für waagerecht oder horizontal. Interessant, wie hier also auch sprachlich „stur“ und „gradlinig“ eng beieinander liegen. Der im Deutschen störrische Esel hingegeben bekommt bei den Vietnamesen das Attribut „dumm“ verpasst. „Dumm wie ein Esel“, heißt es da.… (more…)

Vooorne und… vorne

Man stelle sich jetzt bitte eine Kindersendung vor, wie zum Beispiel „Sesamstraße“, bei der eine Puppe den Kindern den Unterschied zwischen „vorne“ und „hinten“ erklärt. Vorne, das ist vorne, und hinten, das ist hinten. Logisch, nicht? (An dieser Stelle rennt die Puppe jetzt wild über den Bildschirm, um den Unterschied zu demonstrieren). Leider ist Vietnamesisch manchmal gerne besonders verwirrend. In Vietnamesisch ist vorne nämlich nicht immer vorne. Zumindest nicht zeitlich und räumlich. „Sau“ ist im Vietnamesischen „hinten“. „Truoc“ (gesprochen: Tschuok;… (more…)

Lehnwörter

Da es ja während der Olympischen Spiele so viel Chinesisch zu hören gab, an dieser Stelle ein kurzer Hinweis: 60 Prozent der vietnamesischen Wörter sind angeblich Lehnwörter aus dem Chinesischen. Wenn es in den Bereich Politik/Verwaltung geht, dann steigt diese Zahl sogar noch auf 70 bis 80 Prozent. Es klingt allerdings trotzdem ganz anders, beim Mandarin sind offenbar sehr viele Zischlaute drin, zumindest scheint das beim Hören so. Sehr viel „chich“ und „schischi“ und sowas. Das fehlt im Vietnamesischen weitestgehend.… (more…)

Asiatische Namen

Asiatische Namen sind fürchterlich kompliziert. Sagen Europäer. Weil man nie genau weiß, wo jetzt eigentlich vorne und hinten ist. Heißt der Chinese da jetzt Lin Jun oder doch eher Jun Lin. Und die Vietnamesin, ist das Song Ha Do Thi oder doch eher Do Thi Song Ha? Da lobt sich jeder Europäer doch europäische Vornamen, da kann man sofort erkennen… Kann man? Man frage mal die Asiaten. Die sind von unserem System nämlich genauso verwirrt. Jedenfalls redet der Fernsehmoderator hier… (more…)

Ignoranz

Der Kellner hat das Dessert gebracht. Es ist ein Crêpe, ein Pfannkuchen. Dazu einen Löffel. Der Gast schaut irritiert, dann hält er den Löffel in die Höhe und sagt: „Knife and Fork, please!“ Messer und Gabel bitte. Der Kellner lächelt. „No, no“, sagt er. Der Gast runzelt die Stirn: „Knife and Fork“, sagt er, diesmal etwas bestimmter und schon leicht verärgert. Der Kellner lächelt wieder: „No.“ „Warum nicht?“, fragt der deutsche Gast deutlich angesäuert auf Englisch. Der Kellner lächelt, nickt… (more…)