Monthly Archives: Januar 2013

Zu wenig Platz

Twitter ist ein Medium, das bislang in Vietnam noch überhaupt nicht angekommen ist. In der Onlinekommunikation fristet Twitter ein Nischendasein, das höchstens von kleineren Interessengruppen genutzt wird, darunter von der ausländischen Gemeinschaft in Vietnam, die beispielsweise Veranstaltungshinweise über Twitter austauschen. Auch einige vietnamesische Musikliebhaber scheinen über Twitter zu kommunizieren. Die Medien, die Blogger-Szene und die meisten anderen internetaffinen Vietnamesen aber nutzen stattdessen Facebook für Diskussion, Austausch und kurze Nachrichten. (Die lästigen Facebook-Blockaden sind mittlerweile bei fast allen Internetprovidern Vergangenheit, vereinzelt… (more…)

„Die kommen vorbei…“

Mein Handy-Vertrag ist ein Monatsvertrag. Jeden Monat muss ich zu einer Filiale meines Telefonanbieters gehen, und die Rechnung bezahlen. Andernfalls wird das Telefon gesperrt, bis ich das Geld überreicht habe. Ich könnte das ganze auch online machen, dazu bräuchte ich aber ein Online-Konto bei einer vietnamesischen Bank, und bislang war ich, zugegeben, zu bequem dafür. Als ich das gestern kurz im Büro erwähnte, erklärte eine vietnamesische Mitarbeiterin überrascht: „Warum gibst du denen nicht deine Arbeitsadresse, damit sie das Geld abholen?“… (more…)

Leise Musik

Der monotone, immer ähnlich klingende „Viet Pop“ ist als Musik in Vietnam so allgegenwärtig, dass man gerne mal schnell vergisst, dass es auch ganz andere Songwriter gibt. Obwohl im vorliegenden Fall einige Leute widersprechen und sagen würden: So einen wie ihn gab es nur einmal. Am Sonntag ist in einem Krankenhaus in Ho-Chi-Minh-Stadt der 92-jährige Musiker Pham Duy verstorben. Duy war eine ganz besondere Figur der vietnamesischen Musikszene, ein Liedermacher, der gleichzeitig anrührend traditionelle und auf ihre Weise aufregend experimentelle… (more…)

Giftiges Vermächtnis

Einer der relativ weit verbreiteten Irrtümer über Agent Orange besteht darin zu glauben, dass die bis heute belasteten vietnamesischen Gebiete jene seien, über denen die US-Armee im Krieg das Entlaubungsmittel versprüht hat. Tatsächlich aber haben diese Gegenden das Schlimmste lange hinter sich: Das dioxinhaltige Agent Orange wurde dort aus der Luft verteilt, es vergiftete Bäume, Reisfelder und Tiere, und es drang in die Körper der Bauern und Soldaten ein, wo es teilweise bis in kommenden Generationen sich in Form von… (more…)

Enger und enger

Für ein Nationalkostüm hat der berühmte „Ao Dai“ eine recht kurze Geschichte. In den 30er Jahren wurde erstmals ein Frauenkleid vorgestellt, das dem heutigen Ao Dai ähnelt. Der Designer Nguyen Cat Tuong, zu dieser Zeit gerade mal Mitte 20, hatte es entworfen. Leider verstarb er bereits wenige Jahre später (1946), und hinterließ deswegen relativ wenig Aufzeichnungen und Erzählungen. Die Gewänder, die Cat Tuong schnitt, wurden damals „Le Mur“ Kleider genannt. Sie fallen etwas luftiger um den Körper, als heutige, enganliegende… (more…)

Akzentlos

Die Sache mit den Tönen und Akzenten auf vietnamesischen Vokalen (oder, im Fachausdruck, den „diakritischen Zeichen“) ist nicht nur für Vietnamesisch lernende Ausländer eine beschwerliche Sache. Auch viele Vietnamesen verzichten im Alltag gerne mal darauf, die Vokale mit den exakten Zeichen zu versehen, vor allem, wenn sie „nur mal schnell“ eine E-Mail oder eine SMS schreiben wollen. Denn angesichts der sehr umfangreichen Buchstabenkombinationen, die sich aus den verschiedenen Vokalen und den Vokaltönen ergeben, gibt es dementsprechend auch nur umständliche Wege,… (more…)

Meinungsmacher

Der Leiter des Hanoier Komitees für Propaganda, Ho Quang Loi, hat Anfang Januar erklärt, die Stadt Hanoi verfüge über ein Team von 900 „Meinungsgestaltern“ oder „Meinungsmachern“, die sich im Internet für die Linie der Partei einsetzen. Also Personen, die offenbar den ganzen Tag nichts anderes machen, als auf Webseiten, in Diskussionsforen oder auf Blogs die öffentliche Parteimeinung zu vertreten und damit Diskussionen in die (aus ihrer Sicht) richtige Richtung lenken wollen. Das sei notwendig, weil andernfalls die öffentliche Meinung zu… (more…)

Zeitenstadt

Von meinem Fenster aus kann ich seit einigen Wochen und Monaten beobachten, wie im Süden Hanois ein neues Hochhauswohnviertel aus dem Boden gestampft wird. Was mit einem einzelnen Hochhaus anfing, ist nun eine breite Häuserfront mit Kränen geworden, die täglich weiter in die Höhe und die Breite zu wachsen scheint. Insgesamt ist das Stadtbild von Hanoi ja immer noch sehr wenig von Hochhäusern geprägt, da fällt ein so massiver Koloss natürlich besonders auf. „Times City“ heißt das neue Wohnviertel. „So… (more…)

Pause

Wie man möglicherweise gemerkt hat, hatten wir hier einen Monat lang Pause. Das war nicht ganz so geplant, es war eine Mischung aus „viel Arbeit“ und „Weihnachtsurlaub“. Wobei streng genommen keines von beidem ein Grund für eine so lange Pause ist. Es ist eigentlich jedes Jahr so: Ich gehe in den Urlaub. Ich nehme mir vor, diesmal aber wirklich am Blog weiterzuschreiben. Ich mache mir im Kopf Notizen über mögliche Themen. Am Ende wird doch nichts draus. Jedes Mal scheinen… (more…)