Monthly Archives: Juni 2012

Anprobe im Dunkeln

Ich war mit Menschen in der Innenstadt unterwegs. Sie wollten Lebensmittel kaufen. Im Supermarkt angekommen, fiel plötzlich das Licht aus. Ein Supermarkt im Dunkeln kann ganz schön unheimlich sein, und vor allem überraschend dunkel. Da helfen auch die ganzen Handys mit ihren Beleuchtungen herzlich wenig. Ich habe nun schon einige Stromausfälle erlebt (also, um genau zu sein: ständig), aber mitten im Supermarkt ist mir das noch nie passiert. Zum Glück gehörte der Laden zu einem größeren Büroturm mit Generator. Einige… (more…)

Makabere Versorgungsprobleme

Die Zahl der vollstreckten Todesstrafen in Vietnam ist eine eher verschwiegene Zahl. Sie ist nicht direkt geheim, aber sie ist erstaunlich schwer zu ermitteln. Medien berichten zwar immer wieder von Hinrichtungen oder auch von Verurteilungen, aber bei der exakten Jahresstatistik hält man sich sehr bedeckt. Jetzt hat ein ganz besonderes Problem dafür gesorgt, dass die Zahl zumindest indirekt auftauchte. Im vergangenen Juli hatte das Parlament per Gesetz beschlossen, die Hinrichtungsart von Erschießungskommando auf Giftspritze zu verändern. Ziel sei eine „humanere“… (more…)

Tigerleid

Es gab eine Zeit, da waren die Tiger gefürchtete Jäger und Herrscher in den vietnamesischen Wäldern. Die Vietnamesen nannten sie oft ehrfürchtig nicht direkt beim Namen, sondern verwendeten Umschreibungen, zum Beispiel „Herr Dreißig“, weil Tiger angeblich am 30. Tag des Monats besonders wild sind. Wer mit alten Menschen spricht, kann noch die Furcht vor Tigerattacken hören. Auch bei Soldaten aus dem Krieg schwingt in Erzählungen manchmal noch diese Furcht vor dem Tier im Wald mit. Das war einmal. Im vergangenen… (more…)

Umschläge und deren Inhalt

Ein vietnamesischer Thinktank hat zusammen mit einer Untersektion der internationalen NGO Transparency International eine Studie darüber veröffentlicht, wie häufig es in Krankenhäusern und bei Arztbesuchen zum Überreichen von „Umschlägen“ kommt. Umschläge sind die vornehme Umschreibung für Geldscheine, die den Besitzer wechseln. Fast jeder in Vietnam kann bestätigen, dass diese Praxis in den Arztpraxen existiert. Die Studie liefert nun ein paar Erkenntnisse dazu. Etwa die Hälfte der Patienten erklärt, sie überreichten den Ärzten Umschläge, weil man das so mache, und jeder… (more…)

Die erste große Flut des Jahres

Es ist erstaunlich, wie schnell man gewisse Dinge vergisst. Jedes Jahr wird es in Hanoi kühl, und jedes Jahr wundert man sich, wie kühl es werden kann. Jedes Jahr kommen im Sommer die heftigen Regenschauer, und man wundert sich, wie heftig es in kurzer Zeit regnen kann. Und jedes Jahr kommt mindestens einmal ein Regenschauer, der nicht nur besonder heftig ist sondern auch besonders lange andauert. Also sagen wir, drei Stunden. Was für Hanoi sehr lange ist. Ausnahmen bestätigen die… (more…)

Müde Vietnamesen

Die Chance ist derzeit sehr hoch, dass man tagsüber auf leicht übermüdete Vietnamesen trifft. Es ist Fußball-Europameisterschaft. Auch in Hanoi – zumindest im Fernsehen. Das Problem dabei: Die frühen Spiele haben Anstoßzeit um 11 Uhr abends, die späten Spiele beginnen um 2 Uhr nachts (und enden dann um 4 Uhr morgens). Das erfordert schon einiges an Kondition. Aktuell scheinen viele noch gezielt auszusieben. Sie schauen entweder das frühe Spiel an, und sind dann halbwegs zu angemessener Zeit im Bett (wenn… (more…)

Litschi-Zeit

Die Litschi-Saison hat begonnen. Ich habe mit Erstaunen irgendwo gelesen, dass Litschi offenbar gar keine klassisch tropischen Früchte sind, sondern tatsächlich eher irgendwo aus der Gegend von Südchina kommen. Einige Wochen lang werden die Straßenverkäuferinnen jetzt jedenfalls wieder mit Bergen von Litschi durch Hanois Straßen wandern. Frische Litschi haben dabei immer etwas den Suchtfaktor von Knabberzeugs wie Erdnüssen: Sie sind nicht groß, man kann sie schnell schälen und essen, eine geht irgendwie immer noch… bis man plötzlich satter ist, als… (more…)

Trockene Quellen

Wer die vietnamesische Frühgeschichte studieren will, stößt schon bald auf ein sehr zentrales Problem: Die Quellenlage ist insgesamt ziemlich düster. Das meiste, was wir heute über die Zeit bis ins 11. Jahrhundert hinein wissen, stammt überwiegend aus chinesischen Quellen. Das ist einerseits gar nicht schlecht, denn die Chinesen waren bereits zu jener Zeit sehr akribische Chronisten und Berichteschreiber. Andererseits beleuchtet es die vietnamesische Geschichte aus einem speziellen Blickwinkel, in dem Vietnam zunächst mal wenig mehr ist als ein „Barbarenland im… (more…)

Wohnviertel

Man mag es ja nicht glauben, aber nicht alle Straßen in Hanoi sind verstopft, eng, und voller Leute. Es gibt tatsächlich auch Ecken, die könnte man fast ruhig nennen. Vor allem Sonntags Mittags, wenn so wirklich niemand Lust hat, bei 40 Grad Celsius auf die Straße zu gehen. Hier ist so eine Aufnahme. Entstanden im bürgerlichen Wohnviertel Dinh Cong, das fast ausschließlich aus Wohnhäusern besteht. Einige Häuser nutzen das Erdgeschoss, um darin kleine Cafés, Kindergärten oder Internetspielhallen zu errichten. Die… (more…)