Monthly Archives: Februar 2010

Kino am Freitag

Eine vietnamesische Bekannte erzählte mir gestern, dass sie am Freitag endlich auch mal „Avatar“ im Kino anschauen werde. Der läuft hier schon eine Weile, war aber die ersten Wochen komplett ausgebucht. Dann schob sie hinterher: „Um zehn.“ 22 Uhr? Bei einem Film, der zwei Stunden dauert? In Hanoi? In Hanoi, wo man um zehn normalerweise schlafen geht? Ich hake also nach, und erfahre: „Nein, nein, natürlicht abends. Morgens. Zehn Uhr morgens.“ Musst du da nicht arbeiten? Gelächter auf Seiten meiner… (more…)

Reisen bildet

Man lernt ja nie so viel über seine eigene Heimat wie im Ausland. (Wobei das überraschendste an dieser Erkenntnis möglicherweise sein könnte, dass ich Vietnam jetzt schon als „Heimat“ bezeichne.) Ich war 10 Tage auf den Philippinen, unter anderem Freunde besuchen und an einer Hochzeit teilnehmen. Die Philippinen sind, so könnte man meinen, Vietnam sehr ähnlich. Schließlich ist es nicht weit. Ein paar Flugstunden über das Meer. In allen Geschichtsbüchern über „Südostasien“ stehen die Philippinen einträchtig neben Vietnam, Burma und… (more…)

Leere Regale

Ich bin wieder zurück. Als erstes nach einer Reise geht man meistens in den Supermarkt, um den leeren Kühlschrank wieder aufzufüllen. Wer eine Woche nach dem vietnamesischen Neujahr wieder in Hanoi ankommt, der sollte sich allerdings auf etwas gefasst machen: Die Supermärkte sehen so aus, als sei der Notstand ausgebrochen. Geleerte Regale, und plötzlich ungewohnt breite Gänge, weil die ganzen Stapel mit Sonderaktions-Krempel komplett weg sind. Es gibt natürlich noch Waren, so schlimm ist es nicht, aber beispielsweise keine frische… (more…)

Ehre den Gegenständen

Ich habe diese Woche gelernt, dass es in Vietnam eine Volksgruppe gibt, die der Meinung ist, auch Gegenstände hätten eine Seele. Ich habe jetzt leider vergessen welche, aber bei 53 Minderheitsgruppen kann man schon mal durcheinander kommen. Jedenfalls sind diese Menschen der Meinung, dass nicht nur sie ein Anrecht auf Neujahrsfeiern haben, sondern auch ihre wichtigsten Arbeitsgegenstände. Deswegen werden Hammer oder Pflug am Neujahr mit rotem Papier eingepackt, auf den Altar gelegt, und dürfen ein paar Tage „ruhen“. Das haben… (more…)

Zu warm für Winteressen

Am Sonntag beginnt das vietnamesische Neujahr. Es gehört zur Tradition, dass man sich vorher nochmal mit diversen Freunden und Familienmitgliedern trifft. So eine Art Jahresabschlusstreffen. Oft feiern auch Firmen gemeinsam den Jahresabschluss. So wie andernorts an Weihnachten eben. Dabei wird, ganz klar, viel gegessen. Es gibt einige Gerichte, die ausschließlich oder fast ausschließlich zu Tet auf den Tisch kommen. Dazu gehört der banh chung, ein Klebreiskuchen mit saftig-fettem Inhalt: Schweinefleisch, Schweinefett, zermahlenen Bohnen, alles schön lange gekocht. Auf ähnliche Weise… (more…)

Es gibt Weißbier

Dass die EU gegründet wurde, merkte man in Deutschland daran, dass es plötzlich spanische Orangen im Winter gab. Und dass Vietnam jedes Jahr ein Stückchen wohlhabender wird, merkt man ebenfalls an den Supermarkt-Regalen. Immer wieder finden sich dort plötzlich Dinge, die vorher nicht da waren. Vorgestern habe ich in meinem Supermarkt um die Ecke deutsches Weißbier entdeckt. Weißbier ist eines der Dinge, über die ich mich wirklich noch jedes Mal freue, wenn ich mal wieder in Deutschland bin. Die meisten… (more…)

Lustig, lustig, tralalala…

Deutschland kennt ja eine ganze Menge an Vorweihnachtsliedern. Vorfreude soll bekanntlich die schönste Freude sein. Das gilt auch für hierzulande. Seit mehreren Tagen schon bekomme ich diverse Vorneujahrslieder nicht mehr aus dem Kopf, weil sie dank der hilfreichen Unterstützung der lokalen Lautsprecheranlagen täglich gedudelt werden. Tet steht vor der Tür. Mal wieder. Das bedeutet: Die Stadt ist voll (weil alle in die Heimat zurückkehren) und wird immer voller, die Geschäfte sind noch viel voller (weil sich alle auf die Feiertage… (more…)