Category Archives: Vietnamesisches Altertum

Trockene Quellen

Wer die vietnamesische Frühgeschichte studieren will, stößt schon bald auf ein sehr zentrales Problem: Die Quellenlage ist insgesamt ziemlich düster. Das meiste, was wir heute über die Zeit bis ins 11. Jahrhundert hinein wissen, stammt überwiegend aus chinesischen Quellen. Das ist einerseits gar nicht schlecht, denn die Chinesen waren bereits zu jener Zeit sehr akribische Chronisten und Berichteschreiber. Andererseits beleuchtet es die vietnamesische Geschichte aus einem speziellen Blickwinkel, in dem Vietnam zunächst mal wenig mehr ist als ein „Barbarenland im… (more…)

Die ganze Geschichte des Schwerts im See

Die Legende vom Hoan-Kiem-See, dem Schwert und der Schildkröte wird eigentlich fast jedem Touristen in Hanoi irgendwann mal begegnen. Sie steht auch in allen gängigen Reiseführern. Für alle, die sie nicht kennen, sei hier kurz erklärt: Ein vietnamesischer Volksheld und späterer König vertreibt im 15. Jahrhundert mit einem göttlichen Schwert die chinesischen Besatzer aus dem Land. Das Schwert wird später beim Fischen im See von einer Goldenen Schildkröte zurückgefordert. Nun wird die Geschichte im Allgemeinen so erzählt: Dem Mann ging… (more…)

Bürokraten des Altertums

Im 15. Jahrhundert war es in Vietnam üblich, dass die Verwalter eines Landstriches entsprechend danach belohnt oder bestraft wurden, wie sehr sie bei den Bauern „beliebt“ waren. Die Beliebtheit wurde mit Hilfe von Statistiken gemessen: Verließen während der Amtszeit der jeweiligen Mandarine besonders viele Bauern die Region, dann regierte der Mandarin offenbar schlecht, und wurde nicht befördert. Wir lassen mal außer Acht, inwieweit dieses System konzeptionelle Schwächen gehabt haben musste, und lassen stattdessen einfach mal nur die Idee auf uns… (more…)

Wie Vietnam in chinesische Hände fiel (II)

Im ersten Teil hatten wir geklärt, wie das heutige Nordvietnam Teil eines südchinesischen Reiches unter der Führung von Zhao Tuo (vietn: Trieu Da) wurde. Zhao hatte Nordvietnam erobert, aber die Mythen und Geschichtenlage machten aus dieser Eroberung eine zwar tragische, aber legitime Episode: König An Duong hatte schließlich die magische Schildkrötenklaue verloren, sein Untergang war damit zwangsläufig. Für die vietnamesische Bevölkerung änderte sich wenig. Auf dieser Karte kann man sehr schön die Ausmaße des Reiches sehen, dass „Nan Yue“ genannt… (more…)

Wie Vietnam in chinesische Hände fiel, Teil I

Wie unschwer zu erkennen ist, beschäftige ich mich gerade intensiv mit vietnamesischer Frühgeschichte. Nachdem wir jetzt also geklärt haben, wer der Urvater der Vietnamesen war, und wo Urväter herkommen, springen wir jetzt zu der ersten Person, die tatsächlich historisch überliefert ist: König An Suong (im Vietnamesischen geschrieben: Duong). Damit beginnen wir eine Zeitspanne von etwa 200 Jahren, in denen das damalige „Vietnam“ (von Vietnam war da allerdings noch keine Rede) in die Hände der Chinesen fiel. Anschließend sollte die Herrschaft… (more…)

Heldenstammbäume

Der Urheld und Urvater aller Vietnamesen war, wie am Freitag erwähnt, Lac Long Quan. Nun müssen auch Helden irgendwie gezeugt werden, sonst hätte ja auch der deutsche Ausspruch „Heute ist ein Tag zum Heldenzeugen“ gar keinen Sinn. Seine Mutter, heißt es, war eine Drachenhalbgöttin, oder ein weiblicher Drachengeist (Than Lang Nu). Sein Vater war ein mythischer König aus Südchina, der dort nicht weniger als ein „Königreich der Roten Teufel“ regierte. Dessen Vater wiederum, und hier wird die Sache interessant, war… (more…)

Der Drache und die Fee

Die Legende über die Entstehung der Vietnamesen bekommen ausländische Touristen oft so zu hören: Ein Drache und eine Fee brachten zusammen einen Sack mit 100 Eiern auf die Welt. Aus den daraus entstandenden Kindern folgten 50 dem Drachen in das Meer und 50 der Fee in die Berge. Das war der Anfang der Vietnamesen, die sowohl an der Küste als auch in den Bergen leben. Die Legende von Au Co, jener besagten Mutter der Vietnamesen, ist in Wirklichkeit etwas komplizierter.… (more…)

Die Prinzessin auf der Schildkröte

Die Geschichte von gestern geht übrigens noch weiter: Da der chinesische König, der sich das Land unseres vietnamesischen Königs unter den Nagel reißen wollte, nicht gegen den Bogen mit den 1000 Pfeilen ankam, versuchte er es mit einer List. Er schickte seinen Sohn ins benachbarte Vietnam (zu dieser Zeit: „Königreich Au Lac“), in diplomatischer Mission. Ich nehme mal an, der Sohn erklärte: „Ich bin hier, um die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern zu vertiefen.“ Dann hielt er um die Hand… (more…)