Giftiges Vermächtnis

Einer der relativ weit verbreiteten Irrtümer über Agent Orange besteht darin zu glauben, dass die bis heute belasteten vietnamesischen Gebiete jene seien, über denen die US-Armee im Krieg das Entlaubungsmittel versprüht hat. Tatsächlich aber haben diese Gegenden das Schlimmste lange hinter sich: Das dioxinhaltige Agent Orange wurde dort aus der Luft verteilt, es vergiftete Bäume, Reisfelder und Tiere, und es drang in die Körper der Bauern und Soldaten ein, wo es teilweise bis in kommenden Generationen sich in Form von Erbschäden zeigt. Man kann aber diese Regionen heute problemlos betreten und die Früchte von dort essen – zu sehen vom damaligen Einsatz ist nichts mehr.

Vergiftete Gebiete und verseuchte Böden gibt es freilich trotzdem noch. Allerdings sind es nicht die Einsatzgebiete, sondern jene Orte, an denen die Fässer gelagert wurden: Militärbasen, kleine Flughäfen, Lagerhallen. Dort sickerte das Gift in die Böden, dort floss es, weil möglicherweise schlecht gelagert, unkonzentriert und in großen Mengen in die Erde. Und dort, in der Erde nämlich, bleibt es auch über Jahrzehnte hinweg giftig, während es sich in seiner eingesetzten Form als Sprühmittel längst zersetzt hat.

Eine Google-Map macht das auf beeindruckende Art und Weise anschaulich. (Rot sind die besonders vergifteten Orte gekennzeichnet, Blau und Grün all jene Orte, über die zu wenig Informationen vorliegen). Anhand dieser Karte wird erst so richtig bewusst, wie viele Stützpunkte die US-Armee im Land hatte, und an wie vielen davon die giftigen Fässer gelagert wurden. Zu jedem Ort gibt es auch noch eine ausführliche Erklärung.

Erstellt hat die Karte das amerikanische „War Legacies“ Projekt, eine NGO, die sich allgemein mit Kriegsfolgen befasst, insbesondere aber mit dem Thema Agent Orange. Die Organisation betreibt auch die unglaublich umfangreiche Informationsseite Agent Orange Record.

Der einzige Ort, der bislang tatsächlich von den Dioxinüberresten befreit wurde (um genau zu sein wurde die dioxinbelastete Erde abgetragen und an einen anderen Ort gebracht), ist die ehemalige US-Luftwaffenbasis Phu Cat in Zentralvietnam. Die Arbeiten waren vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen finanziert worden. Sie kosteten alles in allem 5 Millionen Dollar.

Keiner der anderen Orte wurde bislang von den Dioxinrückständen gesäubert.

One Response to Giftiges Vermächtnis

  1. Thorsten says:

    Ich habe dieses Thema mir auch vor langem angeschaut, da ich selber in Vietnam lebe.
    Es ist erschreckend – wie hoch die Belastungen auch noch in den besprühten Gebieten sind.
    Normalerweise müsste die Erde dort abgetragen werden und verbrannt werden mit über 800 Grad – um die Dioxine zu vernichten.
    Nur kann das wahrscheinlich keiner bezahlen und von den USA darf man in der Hinsicht auch nichts erwarten, ebenso von den Chemie Unternehmen, die das Orange T für die USA mit bewust sehr hohem Dioxingehalt produziert haben.

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