Frühstück auf den Salomonen

Ich hab jetzt verschiedene Varianten ausprobiert. Die ersten Tage der Europameisterschaft habe ich versucht, teilweise bis 4 Uhr morgens wach zu bleiben. Das ist die Ortszeit, zu der hier das jeweilige „Prime-Time“-Spiel in Europa endet.

Das war nicht so erfolgreich, spätestens um 3 Uhr bin ich regelmäßig eingeschlafen, und war am nächsten Tag trotzdem müde. Beziehungsweise: Was heißt hier „trotzdem“?

Die zweite Alternative lautete: Früh schlafen gehen, um 2 Uhr wecken lassen. Ist auch nur mittelmäßig erfolgreich. Man torkelt erstmal wie betrunken eine Zeitlang in der Gegend rum, und wenn man dann endlich wach ist, ist schon die erste Halbzeit rum. Und anschließend kann man nicht mehr einschlafen.

Dritte Alternative: Sich mit Deutschen zum „Public Viewing“ versammeln. Geht nur bei Deutschland-Spielen und war dementsprechend zuletzt kein besonders großes Vergnügen, weil die Spiele so schlecht waren. Wobei es durchaus recht surreal wirkt, sich um 11 Uhr nachts (und in Hanoi heißt das: Nachts. Stockfinster.) in einem Garten vor einer Leinwand zu treffen, und gemeinsam ein Fußballspiel zu schauen.

Die mittlerweile für mich angenehmste Alternative: Früh schlafen gehen. Um 6 Uhr aufstehen. Wiederholung schauen. Morgens um 6 Uhr werden im vietnamesischen Fernsehen die Spiele wiederholt. Wenn man sich zurückhält, nicht den Computer anzuwerfen, kann man so tun, als sei alles live. Wenn das Spiel spannend ist, vergisst man auch nach 10 Minuten, dass es nicht live gesendet wird. Und man ist nur halb so müde. Ich tu halt so, als ob ich nicht in der Zeitzone GMT+7 wohne, sondern einfach GMT+11. Dummerweise ist in der Zeitzone GMT+11 ziemlich viel Wasser, aber zum Glück gibt es ja noch die Salomonen.

Frühstück gibt es dann in der Halbzeitpause.

Dabei ist mir dann übrigens auch mein Bekannter begegnet. Der, der den vietnamesischen Journalisten geholfen hat, Namen zu üben. Er hatte sich noch gewundert, warum sie ihn dabei zuletzt abgefilmt hatten. Ich weiß jetzt, warum: Um 6 Uhr morgens wurde im vietnamesischen Sportkanal VCTV3 links das Bild von Jens Lehmann eingeblendet, rechts das Bild von meinem Bekannten im Studio, wie er vor einem Blatt Papier sitzt, und laut „Jens Lehmann“ deklariert. Und das dann noch weitere zwei Male: „Jens – Lehmann.“ Pause. „Jens – Lehmann“. Dann kam ein Bild von Rene Adler, und dazu: „Rene [Pause] Adler. [Pause] Rene [Pause] Adler. [Pause] Rene[Pause] Adler.“

Dann kam Robert Enke und ich hab umgeschaltet. Zum Glück wurde das Spiel auch noch auf einem anderen Kanal übertragen.

Manchmal weiß ich nicht genau, ob ich die vietnamesischen Fernseh-Formate für besonders innovativ oder für besonders altbacken halten soll.

One Response to Frühstück auf den Salomonen

  1. Cathrin says:

    Die Wiederholung um 6 Uhr nuetzt mir leider gar nichts, da ich spaetestens um halb 7 zur Uni fahren muss. So waehle ich meist Alternative zwei und bleibe dann gleich wach.

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