Olympia und Vietnam

Die Spiele sind eröffnet.

An dieser Stelle ein längst fälliger Blog-Eintrag über die vietnamesische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Peking. Es sind nach vietnamesischer Rechnung (dazu später mehr) insgesamt 21 Athleten, und das ist die größte Delegation seit 1980, seit den Spielen in Moskau (damals waren es 31, allerdings ausschließlich in Leichtathletik und Schwimmen, wo sie chancenlos waren). Dass Vietnam als Entwicklungsland im internationalen Vergleich keine große Sportler-Nation ist, dürfte klar sein.

Die vietnamesischen Athleten treten unter anderem an bei Schießwettbewerben, im Taekwondo, im Gewichtheben, im Badminotn und im Judo. Traditionelle „asiatische“ Sportarten also, könnte man sagen. Vom Gewichtheben vielleicht mal abgesehen, wo die vietnamesischen Verterter verständlicherweise in den ganz niedrigen Gewichtsklassen antreten. Nebenbei bemerkt übrigens aber mit den größten Medaillenhoffnungen (neben dem Taekwondo, auch dazu gleich noch was).

Die erste Olympia-Teilnahme ist… nunja, debattierbar. Das IOC spricht offiziell von 1952, sogar die offizielle Webseite Chinas nennt dieses Datum. (Ganz nebenbei bemerkt eine hervorragende Webseite für fast sekundengenaue Live-Resultate und haufenweise Details zu allen möglichen Athleten und Wettkämpfen.) 1952 trat auch tatsächlich eine vietnamesische Mannschaft an, allerdings die des damaligen „Südvietnam“, mit noch anderer Flagge. Die heutigen vietnamesischen Medien sprechen deswegen von 1980 als erstem Auftritt, rechnen also erst nach der Wiedervereinigung 1975 (in Montreal 1976 war Vietnam nicht dabei).

Egal wie man es rechnet, in der olympischen Geschichte Vietnam gab es bislang nur eine Medaille.

Dafür aber immerhin eine Silberne, und zwar 2000 bei den Spielen in Sydney. Wie oben schon flüchtig angedeutet im Taekwondo der Frauen. Die Nationalheldin hieß Tran Hieu Ngan und war damals 26 Jahre alt. Neben den erwähnten Gewichthebern sind die drei Taekwondo-Kämpfer auch diesmal die größten Medaillenhoffnungen. (Insgesamt gibt es aber keine deutliche Zielvorgabe von vietnamesischer Delegationsseite. „Mindestens eine Medaille gewinnen“ tauchte zwar immer wieder als Vorgabe auf, bei seinem Athleten-Besuch vor Beginn der Spiele machte Staatspräsident Nguyen Minh Triet aber nochmal deutlich, dass es darum gehe „dabei zu sein“ – und für nationalen Ruhm zu kämpfen, und den Stellenwert Vietnams in der heutigen Welt zu unterstreichen, und… was Politiker eben so sagen.)

Der erste vietnamesische Athlet geht in etwas mehr als einer Stunde ins Rennen: Nguyen Manh Tung ist ein 48-jähriger Polizei-Offizier, und tritt am heutigen Samstag mit der Luftpistole an (und später die Woche nochmal mit der Sportpistole). Wenn die ersten Leser sich hierher verirren, ist die Qualifikation also vermutlich schon rum. Hier gibt’s eine wunderbare Auflistung der Starter, Tung findet sich an 38. Stelle. Bei den Südostasien-Spielen kämpft er regelmäßig gegen Thailand Jakkrit Panichpatikum (in eben erwähnter Liste an Position 29 zu finden) erfolgreich mit um Gold, ob es zu weltweitem Ruhm langt, dürfte aber fraglich sein. In Athen wurde er 41. von 47 Teilnehmern. Immerhin, einen Trumpf hat er: Sein Alter. Denn „Schießen ist Psychologie, und mein hohes Alter hilft mir, mich besser zu konzentrieren„. Sagt er. Mal schauen, was später der chinesische Titelverteidiger Tan Zongliang dazu sagt, der ist nämlich elf Jahre jünger.

Sonst noch was?

Ja, zwei Ergänzungen noch: Erstens, die offizielle Nummer der vietnamesischen Athleten ist leider falsch. Es sind gar keine 21, sondern in Wirklichkeit nur 13. Acht Vietnamesen treten nämlich im Wushu an. Einer chinesischen Kampfsportart, die die Chinesen unbedingt ins Olympische Programm aufgenommen haben wollten. Was scheiterte. Wushu ist auch keine Demonstrations-Sportart (also eine Sportart, die demnächst ins olympische Programm aufgenommen werden könnte), sondern die Chinesen lassen parallel zu Olympia ein „Internationales Wushu-Turnier, organisiert vom chinesischen NOK der Spiele 2008 in Peking“ stattfinden. Die gute Nachricht: Auch 13 Verterter sind immer noch die größte Anzahl seit Moskau.

Zweite Anmerkung: Wer immer gestern den Vietnamesen diese hässlichen blauen Anzüge bei der Eröffnungsfeier verpasste, der gehört zum Arzt geschickt. Zum Augenarzt.

2 Responses to Olympia und Vietnam

  1. mirko says:

    die größte delegation?
    bei olympia spricht man immer noch von mannschaft.

  2. nguyenDG says:

    warurm nur haben sie keine traditionellen Kleidungen an, besonders die Frauen. Schade eigentlich, denn ÁO DÀI ist wirklich klasse.

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