Olympia-TV: Bilanz

In der zweiten Woche hat sich die Übertragung im Fernsehen dann doch nochmal im Gegensatz zu dem chaotischen Beginn gesteigert. Es gab fast keine zehnminütigen Abstecher ins Nirgendwo mehr, und die Themenwahl wirkte insgesamt etwas stimmiger. In der Tat gab es dann so etwas wie „asiatisches Flair“: Ich habe noch nie soviel Boxen und Gewichtheben verfolgen dürfen. Zwei Sportarten, bei denen die Asiaten zumindest in den unteren Gewichtsklassen in der Tat unglaublich dominant sind. Dazu natürlich Taekwondo, Bogenschießen, Tischtennis und Turnen.

Dazu gab es auch einige echte Höhepunkte: Bogenschießen ist ein sehr eleganter, packender Sport. Und vor allem: Das wahnsinnig spannende Badminton-Match zwischen der eingedeutschen Spielerin Huaiwen Xu und der Top-Favoritin Xie Xifang war ein echter Krimi, der den deutschen Fernsehzuschauern vorenthalten wurde (zumindest live), weil da gerade glaube ich die Handballer irgend ein Vorrunden-Match hatten. Oder die Hockey-Herren.

Womit wir beim Thema wären, was nicht gezeigt wurde. Hockey zum Beispiel. Wasserball. Reiten, Segeln oder Bahnradfahren. Und Rudern oder Kanu nur in homöopathischen Dosen. Alles Sportarten, in denen die Deutschen traditionell nicht schlecht abschneiden, die hier aber niemanden interessieren. Vor allem das Fehlen der Reitsport-Wettbewerbe war sehr auffällig für einen deutsch-sozialisierten Fernsehzuschauer.

Insgesamt aber eine schöne Sache. Vor allem, dass ich für die morgendlichen Wettbewerbe nicht um 4 Uhr aufstehen musste. Jetzt mal schauen, ob ich 2012 schon wieder in Europa bin, oder ob ich dann Fabian Hambüchens Goldmedaille am Reck um 3 Uhr nachts verfolgen muss.

Achso, in Vietnam ist die Verwirrung übrigens perfekt: Man hat tatsächlich eine Bronze-Medaille im Wushu gewonnen. Die vietnamesischen Zeitungen haben sich jetzt ihren eigenen Medaillenspiegel gebastelt, wo eine Silber- und eine Bronzemedaille für Vietnam vermerkt ist. In den Artikeln wird Wushu als Demonstrationssportart vermerkt, was es nachweislich nicht ist. Ob das nun von oben verordnete Erfolgsmanie, oder einfach nur Nichtwissen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Es wird aber wahrscheinlich noch bei kommenden Generationen für Verwirrung sorgen, wenn Vietnam 2012, 2016 oder gar noch 2024 der Meinung ist, man habe damals zwei Medaillen gewonnen. Wenn längst niemand mehr nachvollziehen kann, wo und wie dieser Fehler passiert ist.

2024 bin ich dann allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr in Vietnam.

One Response to Olympia-TV: Bilanz

  1. Dom says:

    @“2024 bin ich dann allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr in Vietnam.“

    Wikrlich? nich mal zum Urlaub? Wo denn dann? :-)

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