Auf vier Rädern

Autofahren in Hanoi ist gar nicht so schlimm, wie man denkt. Von außen sieht es aus, als müssten Autofahrer eigentlich ständig alle vier Ecken ihres Fahrzeugs gleichzeitig im Blick haben, weil überall in der nächsten Sekunde ein Mopedfahrer daran vorbeischrammen könnte (im wahrsten Sinne des Wortes). Tatsächlich aber beschränkt sich das am Ende auf die alte Regel, die auch vom Moped aus gilt: Man schaut nur nach vorne. Hinten müssen die anderen aufpassen. Und das tun sie erstaunlicherweise auch.

Ein weiterer, sehr beeindruckender Vorteil: Wenn man im Auto unterwegs ist, weichen plötzlich die von der Seite kommenden Mopeds aus. Also diejenigen, auf die man sonst immer besonders achten muss, weil sie rücksichtslos und mit hoher Geschwindigkeit von irgendwo her herausgeschossen kommen, und garantiert die Vorfahrt reklamieren, so dass man als ebenfalls nur zweirädrig motorisierter Verkehrsteilnehmer entweder weise abbremst, oder es darauf ankommen lässt, wer den besseren Helm trägt.

Als Autofahrer passiert einem das nicht. Die Kerle weichen von selbst zurück, weil selbst sie erkennen, dass sie im Zweifelsfall den schlechteren Helm hätten. Das macht die Fahrt plötzlich entspannend. Zur neuen Sorge werden dafür Taxis, Kleinlaster und sonstige große Autos. Aber die sind etwas besser rechtzeitig zu erkennen, als halsbrecherische Mopeds.

Obwohl das Auto, in dem ich saß, nur drei Monate alt war, hatte ich zu keiner Zeit Angst, einen Kratzer hineinzufahren. Das allein hätte ich schonmal niemals gedacht.

Eins weiß ich jetzt allerdings auch: Man kann mit dem Auto quer durch Hanoi und bis zum Flughafen und sogar wieder zurückfahren ohne ein einziges Mal hupen zu müssen. Es geht. Ich habe es ausprobiert. Ich war nicht langsamer als die Taxis um mich herum, im Gegenteil, meist war ich sogar schneller (was aber wohl mehr am Auto lag als an mir). Wie ich jedenfalls schon immer gedacht habe, spüren Mopedfahrer sehr wohl, wenn ein Auto hinter ihnen fährt, und weichen irgendwann von alleine auf die Seite. Hupen unnötig.

Das allerdings ist eine sehr ärgerliche Erkenntnis, denn die endlosen Hupkonzerte sind jetzt als noch viel unnötiger entlarvt, als ich selbst gedacht hätte. Das macht sie noch schwerer erträglich. Dabei hatte ich mich eigentlich grad so schön an sie gewöhnt.

5 Responses to Auf vier Rädern

  1. LeHang says:

    Du warst nicht vor 1975 in Hà N?i? Ich glaube, wenn HCM mal ein Honda gefahren würde, so können die Hanoier mal sagen, dass sie mal …

  2. Martin L says:

    Hm, stell ich mir tatsächlich schwieriger vor, als dus da beschreibst. Wenn man sich die Bilder so anschaut und an deine Rollererfahrungen denkt….
    m

  3. LeHang says:

    Wenn BMW auf der Strassen in Ost Deutschland rollen, würde man nicht sagen, dass die BMW mit Hilfe von Onkel Honecker für die deutsche Vereinigung getan hätte?

    Die Nordvietnamesen können schon im Jahr 1954 Honda fahren, nicht erst nach dem Zusammenbruch der Republik Vietnam im Jahr 1975.

  4. Martin L says:

    was auch immer du uns damit sagen willst :-) Ich verstehe es jedenfalls nicht…

  5. GF says:

    Ich auch nicht!

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