Kein Visum – für Vietnam

Ich habe vergangene Woche einen guten französischen Freund getroffen, der derzeit mit seiner Freundin in Singapur lebt. Er war auf Geschäftsreise in Hanoi und wollte eigentlich, dass seine Freundin über das Wochenende nachkommt, damit sie gemeinsam den Valentinstag in der Halong-Bucht verbringen können. Allerdings, erzählte er dann, habe die Freundin kein Visum bekommen. Vietnam habe ihren Antrag abgelehnt.

Als ich das hörte, war mein erster Gedanke: Dujehmineh, ist die Freundin etwa offizielle Menschenrechtsaktivistin oder sonstwie politisch aktiv? Die Antwort war: Nein, nein, sie arbeitet bei der Weltbank. Aber sie ist Nigerianerin.

Vietnam hat mit einigen illegalen afrikanischen Einwanderern ein echtes Problem. Vor allem in Ho-Chi-Minh-Stadt haben sich offenbar einige niedergelassen, und fallen laut Polizeiangaben seitdem als Drogenschmuggler, Menschenhändler und Straßengangs auf. Vergangenes Jahr häuften sich die Straßenkämpfe zwischen Nigerianern, und vor ein paar Wochen gab es sogar einen Mord an einem Nigerianer, der gerüchteweise ebenfalls von Landsleuten begangen worden sein soll.

Kurioserweise sollen einige dieser Männer übrigens ursprünglich mal als Fußballspieler für die vietnamesische Liga ins Land gelockt worden sein sollen, wo dann entweder ihre Verträge ausgelaufen, oder sie einfach selbst untergetaucht sind.

Vietnam hat jetzt einen kompletten Einreisestopp über sämtliche Einwohner Nigerias verhängt. Ob das unbedingt eine weise Entscheidung mit Fingerspitzengefühl ist, sei dahingestellt. Betroffen sind nämlich nun auch Personen wie die erwähnte Freundin: Eine nigerianische Frau mit Doktortitel, die für die Weltbank arbeitet und an den besten Universitäten der Welt studiert hat. Die Chance, dass sie in HCM-Stadt untertaucht und eine neue Karriere als Schlägerin und Menschenhändlerin einschlägt, sind wohl genauso groß wie die Chance, dass Schalke oder Bremen diese Saison Deutscher Meister werden. Die nigerianische Regierung legte auch schon offiziell Protest ein, denn betroffen sind auch Geschäftsleute und sogar Regierungsmitglieder. Ich muss zugeben, dass ich mich in der Vergangenheit schon ein paar mal über die sehr restriktive Vorgehensweise deutscher Behörden gegenüber Visagesuchen von Vietnamesen geärgert habe.

Spätestens nach diesem Schritt dürfen sich die Vietnamesen aber eigentlich nicht mehr beschweren.

3 Responses to Kein Visum – für Vietnam

  1. „Die Chance, dass sie in HCM-Stadt untertaucht und eine neue Karriere als Schlägerin und Menschenhändlerin einschlägt, sind wohl genauso groß wie die Chance, dass Schalke oder Bremen Deutscher Meister werden.“

    Na mein Freund, das präzisiere mal lieber. Wir waren vier Mal Deutscher Meister in 45 Jahren Bundesliga. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dieses Jahr eventuell nicht um die Meisterschaft mitspielen sagt nichts über die allgemeine Quote aus, mit der Du der Dame von der Weltbank vor den Kopf stößt. Ich mein ja nur.

    Lebenslang-Grün-Weiße-Grüße

  2. ngungon says:

    Ich habs korrigiert und präzisiert. No Offense meant. *grins*

  3. Huong-Giang says:

    heute rief jmd bei mir auf der arbeit und teilte mir mit, dass seine türkisch-stämmige freundin die einreise von der vietnamesischen botschaft verweigert wurde. bisher kannte ich nur, dass die zweimalige einreise verwehrt wurde aber nun sieht es so aus, dass türkische staatsbürger nicht mehr in VN einreisen dürfen. ob meine these *no turkish* stimmt – weiss ich nicht – sieht aber so aus.

    grüße aus krefeld

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