Im Aufzug

Vier Menschen im Aufzug. Eine Ehepaar und zwei Kinder. Die Mutter streichelt dem Mädchen die Wange, und krault dann schließlich dem etwas älteren Bruder das Ohr. Eigentlich nichts ungewöhnliches. Allerdings sagt die Frau dann: „Wie alt bist du denn? Wie heißt du denn?“ Es klingt, so als würde sie mit ihren Kindern sprechen üben, oder Sich-Vorstellen. Die Kinder wollen offenbar nicht üben, sondern schweigen. Die Frau sagt noch, dass der junge schöne, dicke Ohrläppchen habe. Dicke Ohrläppchen gelten hier als besonders glücksbringend, Buddha hatte schließlich auch dicke Ohrläppchen.
Bis der Lift dann im Erdgeschoss anhält, und die Kinder aussteigen, während das Ehepaar weiter in den Keller fährt. Spätestens dann wird klar: Die Kinder gehörten irgendwo hin, aber jedenfalls nicht zu den beiden Erwachsenen.

Man sollte, wenn man in Vietnam mit Kindern reist, sich darauf gefasst machen, dass die Kinder von allen möglichen Leuten begrapscht werden. Das ist hier nicht nur nicht unhöflich, sondern im Gegenteil völlig normal.

5 Responses to Im Aufzug

  1. Tu says:

    wow, der erste Satz ist so kurz. :P

  2. dom says:

    ja, wunderbar erzaehlte kurze geschichte!schoen!

  3. ngungon says:

    Ich glaube, der Kommentar von Tu ist anders gemeint. Ich hatte mit ihr zuletzt ein Gespräch darüber, dass Nachrichten mit möglichst kurzen Sätzen beginnen sollten, damit man versteht, worum es geht. Dazu ist dieser Satz dann allerdings sogar zu kurz.

    Zum Glück ist es ja keine Nachricht.

  4. GF says:

    Ansprechen ja, aber anfassen? Nein, das würde hier sehr negativ auffallen und vielleicht sogar – je nachdem – eine Anzeige nach sich ziehen. Man weiß ja nie!!!

  5. m says:

    Für europäisch geprägte Kinder ist das ständige Anfassen aber ungewohnt und wird als Eingriff in die Intimsphäre empfunden. Ich habe mein Kind deshalb in Vietnam davor geschützt, was von Einheimischen sicher als arrogant empfunden wurde. Aber mein Kind ist mir einfach wichtiger als die Meinung der anderen über mich.

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