Es gibt Weißbier

Dass die EU gegründet wurde, merkte man in Deutschland daran, dass es plötzlich spanische Orangen im Winter gab. Und dass Vietnam jedes Jahr ein Stückchen wohlhabender wird, merkt man ebenfalls an den Supermarkt-Regalen. Immer wieder finden sich dort plötzlich Dinge, die vorher nicht da waren.

Vorgestern habe ich in meinem Supermarkt um die Ecke deutsches Weißbier entdeckt.

Weißbier ist eines der Dinge, über die ich mich wirklich noch jedes Mal freue, wenn ich mal wieder in Deutschland bin. Die meisten anderen Lebensmittel gibt es entweder hier, oder ich vermisse sie nicht sonderlich: Schwarzbrot (abgepackt), Käse, Müsli, importierter Schinken, Schokolade… alles hier. Und die örtliche Küche ist ja nun auch nicht zu verachten. Auch das vietnamesische Bier schmeckt lecker. Aber an einem warmen Sommertag abends ein Weizen zu trinken, das ist halt doch was besonderes. Jetzt gibt es also sogar das. So langsam könnte einem Angst und Bange werden. Wozu noch in die Ferne ziehen, wenn dort alles so ist, wie zu Hause?

Eine Einschränkung gibt es allerdings: Es ist Oettinger. Die Marke, die der SPIEGEL 2005 mal in einem Artikel „Bier für Hartz IV“ nannte. Der günstigste Anbieter Deutschlands, man könnte auch sagen: der billigste. Auf Studentenpartys war immer reichlich Oettinger Pils vorhanden, und so schmeckte es irgendwie auch. Nach WG und klammem Portemonnaie. Dazu passt auch, dass auf dieser Bierseite die Leute sich zwar alle durchaus lobend über ein Oettinger alkoholfrei äußern, aber fast überall der Satz steht „gut, obwohl es ein Oettinger ist“.

Ich hab’s mir jetzt trotzdem gekauft. Und sei es nur, um ein paar Ausländern mal zu zeigen, was Weißbier ist. Probiert habe ich es allerdings noch nicht, gestern war mal wieder grau, nass und wenig sommerlich.

Übrigens haben vietnamesische Supermärkte eine weitere Eigenschaft: Sie bieten Sachen an, die man zwei Wochen später schon nicht mehr findet, und dann vier Monate darauf warten muss. So passiert bereits mit mehreren Müsli-Marken, die auf mysteriöse Weise kamen und wieder verschwanden. Die Geschichte hört man auch mit allen möglichen anderen Gegenständen immer wieder von Ausländern in Vietnam.

Bis auf weiteres gilt jedenfalls für alle Besucher: Ihr braucht keine Nahrungsmittel mitzubringen. Wirklich nicht. Auch kein Weißbier.

Zumindest vorerst.

6 Responses to Es gibt Weißbier

  1. Florian says:

    Hi, wo gibts denn das Oettinger, und wieviel kostest es?
    Bei mir im Kramladen um die Ecke (xuan dieu) stehn schon eine Weile ein paar Erdinger Flaschen rum, kosten schlappe 90.000…

  2. GF says:

    Na, so ganz wie zu Hause ist das ja wohl doch nicht, wenn das Schwarzbrot abgepackt ist und der importierte Schinken hat auch einen sehr langen Weg! Würde ich eher meiden. Dann lieber frische vietnamesische Kost. :-)

  3. ngungon says:

    @Florian

    Das Oettinger müsste in diversen Fivimarts vorhanden sein, ich habe es jedenfalls schon in zwei gesehen. Kostet 28.000 Dong pro Dose.

  4. Martin says:

    Warum kaufst Du denn importiertes Weißbier? Es wird doch in Vietnam auch gebraut. Grüße Aua Berlin!

  5. schwarzbrot says:

    Wo kann man denn SChwarzbrot kaufen?
    Bitte um Adresse.

  6. ngungon says:

    Abgepacktes Pumpernickel gibt es eigentlich in fast allen Fivimarts und Citimarts. In Plastik eingeschweißtes „frisches“ schwarzes Körnerbrot (schmeckt frisch, aber ist von der Konsistenz meist recht weich) gibt es in allen Citimarts, beispielsweise in dem im Hanoi Tower oder in jenem im Vincom-Tower.

    Frischgebackenes Roggenbrot gibt es neuerdings in der Bäckerei „Donkey Donuts“, die sich draußen am Westsee befindet, aber auch eine kleine Verkaufsfiliale in der Altstadt hat, ich glaube in der Ta Hien.

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