Getrennt essen

Eine der Sonderbarkeiten vietnamesischer Sitten besteht darin, dass Männer und Frauen bei Feiern meist getrennt essen. Wenn die Familie zum Feiertag lädt, sei es zum Todestag oder vielleicht auch einfach nur zum Wir-feiern-Tausend-Jahre-Hanoi-Tag, dann wird Essen aufgetischt, und traditionell wird auf dem Boden gegessen (so große Tische hat nämlich niemand zu Hause).

Und dann teilen sich die Gruppen auf. Hier die Männer, mit Schnaps und Wein. Dort die Frauen. Die Männer rufen die anderen Männer herbei, und die Frauen die anderen Frauen. Wer zu diesem Zeitpunkt es überhaupt noch in Erwägung zieht, sich als Mann zu den Frauen zu setzen, wird mindestens doof angeguckt.

Der Grund dahinter ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Ja, gut, natürlich, Frauen trinken hier nicht, oder weniger, und trinken macht in der Gruppe mehr Spaß. Trinken macht aber auch Spaß, wenn ein paar in der Runde nicht mittrinken. Ja, gut, natürlich, es gibt „Frauengespräche“ und es mag „Männerthemen“ geben, aber mal ehrlich, die kann ich auch bequatschen, wenn man sich unter der Woche zum Damenkränzchen trifft, oder zum Männerschoppen. Oder, bei der Essenszubereitung, da sitzt man nämlich auch schon getrennt. Genauer gesagt: Die Frauen in der Küche beim Kochen, und die Männer im Wohnzimmer beim Trinken.

Warum also reißt man bei einem Familienfest anschließend ein Dutzend Paare und Geschwister auseinander, um anschließend streng geschlechtergetrennt zu essen? Ich würde sogar behaupten, das ist eher deutlich langweiliger, als gemischt. Religiöse Traditionen gibt es auch nicht, einziger Grund ist vielleicht eine Art traditioneller Tradition, nach dem Motto: „So ist es halt. So war es halt schon immer.“

One Response to Getrennt essen

  1. yeuem says:

    http://www.koelner-karneval.info/Koelsches_Grundgesetz.htm
    Also auf der Bambus_matte essen in Gruppe oder in Familie das ist wohl normal, auch die geschlechtliche Trennung. Jedoch wenn die Familie in Familie ist und Du dazu gehörst (integrierst), naja, dann ist diese geschlechtliche Trennung nicht immer da. Es ist halt das Problem eines Ausländers in Viet Nam – also wie Du dich gibst und wie Du akzeptiert wirst. Normal muss man nichts machen, um sich den anderen Geschlecht zu nähern, man beobachtet Dich, man muss nur trinkfest sein und warten können, auf seine eigene persönliche Einladung, welche mit Sicherheit nicht wörtlich kommt, eher wohl die Augen bewegen, nicht den Mund.

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