Mücken sind weiblich

Ich habe heute in meinem Zimmer fünf Mücken erlegt. Deutsche Chemikalien sind auch nicht mehr das, was sie früher mal waren.

Dafür habe ich jetzt herausgefunden, wo die Mücken herkommen. Historisch gesehen. Vietnamesische Legenden und Märchen haben nämlich für alles eine Erklärung. Und die lautet in diesem Fall: Mücken sind gierige Frauen.

Die Geschichte lautet etwa so: Ein vietnamesischer Bauer ist unsterblich verliebt in seine wunderschöne Frau. Soll vorkommen. Dummerweise ist die Frau gierig und faul zugleich, was er aber aufgrund seiner unsterblichen Liebe nicht merkt. Schließlich stirbt die Angebetete, und der Bauer gibt, aus Liebeskummer, sein Land auf, setzt sich auf ihren Sarg und schwimmt damit den Fluss hinunter.

Auf ihrer Reise begegnen sie dem Gott der Medizin. Da vietnamesische Religion wie bereits erwähnt sehr verwirrend ist, tippe ich auf eine daoistische Gottheit. Dieser hat Mitleid, und verrät dem guten Bauer, wie er seine Frau wieder zum Leben erwecken kann: Mit Hilfe von drei Blutstropfen.

Nur leider, wie gesagt, war die Frau es ja eigentlich gar nicht wert. Gierig und faul. Was sich auf der Rückreise zeigt: Das Paar begegnet auf dem Fluss einem reichen Händler, der findet die Frau attraktiv, lädt sie auf sein Boot und nimmt sie mit. So einfach geht das, wenn Frauen gierig und faul sind. Der arme Bauer, abermals verzweifelt, und noch immer liebesblind, sucht seine Frau monatelang. Und erst als er sie schließlich findet, geht ihm endlich, endlich ein Licht auf. Ihre Antwort lautet nämlich sinngemäß: „Nö du, mir gefällt’s hier ziemlich gut. Der Kerl ist reich und ich muss nicht arbeiten, und lieber ein reicher, hübscher Händler, als ein armer, hässlicher Bauer.“

Der Bauer, auf einen Schlag geheilt, von seinem Liebeswahn, tut das, was geschasste Partner immer tun: Er fordert seine Liebesbeweise zurück. Also Liebesbriefe, Fotos, Schmuck, geschenkte Autos und all dieses Zeug. Da das Paar keine Fotos und Autos besitzt, fordert er in diesem Fall nur seine drei Tropfen Blut.

Nachdem die Frau diesen Wunsch erfüllt hat, stirbt sie umgehend. Nein falsch, sie stirbt nicht, sondern sie wird eine Mücke. Die fortan auf der Suche nach ihrem Mann nach drei Tropfen Blut giert und unentwegs sirrend ruft „Es tut mir leid, es tut mir leid, gib mir mein Blut zurück.“ Da Mücken so klein sind, verstehen wir das nur nicht.

Ende der Legende. Wie aus einer Mücke gleich fünf in meinem Zimmer wurden, erklärt die Geschichte nicht.

3 Responses to Mücken sind weiblich

  1. Raymond says:

    Bravo. Hat mir sehr gut gefallen…

  2. Patrick says:

    Seelenwanderung ;) Ich glaube, das ist eine regional verbreitete Geistergeschichte, die ich hier (in Thailand) auch schon gehoert habe. Dabei geht das aber eher so, dass ihre Seele im Koerper einer Muecke gefangen ist, bis sie ihre drei Blutstropfen wieder hat. Und das ist der Grund, warum Muecken manchmal stechen. Alle fuenf haben dich bestimmt nicht gleichzeitig gestochen, oder? :)

  3. admin says:

    Das war die Quintessenz, ja. Die Frau im Körper der Mücke auf der Suche nach den drei Blutstropfen, um sich wieder zu erlösen. Bedeutet aber leider offenbar nicht, dass Mücken sich in Frauen verwandeln, sobald sie gestochen haben.
    Die Mücken in meinem Zimmer haben mich nicht gestochen – ich hab sie vorher mit dem Elektro-Tennisschläger aus der Luft geholt. Im Übrigen sind fünf Mücken gar nicht viel. BEVOR die chemische Keule kam, waren es auch mal gut 20 an einem Abend. Zumindest 20, die man erwischt hat. Mindestens eine hat sich dann immer trotzdem noch versteckt.

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