Affe schauen

Vom Delacour-Langur gibt es derzeit weltweit nur noch 250 Tiere. Und sie leben alle in Vietnam.

Ich sehe schon die Gesichter meiner Leser: „Aha. Was will er denn nun schon wieder? Ist er unter die Affen gegangen?“

So ähnlich. Am Sonntag war Affen-Schauen angesagt. Die Tagestour führte in den den Cuc-Phuong-Nationalpark. Genauer gesagt führte sie bis kurz vor die Tore des Nationalparks, anschließend waren wir den ganzen Tag überall in der Gegend unterwegs, außer im Park selbst. Der Park selbst nämlich ist zwar eine Touristenattraktion, aber genau deswegen auch eher langweilig. Interessant dagegen ist: In der weiteren Umgebung des Parks leben unter anderem Delacour-Languren. Das weiß ich allerdings zugegebenermaßen auch erst seit Sonntag. Wir waren mit dem Affenforscher Tilo Nadler einen Nachmittag unterwegs auf Affensuche. Tilo Nadler betreibt das Affenzentrum im Nationalpark und ist unter anderem deswegen berühmt, weil eine Laus nach ihm benannt wurde.

Das natürlich deswegen, weil er die Laus auf einem Affen gefunden hat.

Seine Mitarbeiter sagen, in jüngster Zeit würde er sich immer mehr für die Läuse interessieren, als für die Affen selbst. Das ist natürlich eine böswillige Unterstellung und wird einem großen Affenforscher so nicht gerecht.

Wie dem auch sei, Tilo Nadler hat uns gezeigt wie man mit Hilfe eines Fernglases und eines Kalksteinfelsens Affen sehen kann. Der Kalksteinfelsen ist wichtig, weil ihn die Delacour-Languren brauchen, um darauf zu leben, und das Fernglas ist wichtig, weil Kalksteinfelsen sehr groß und sehr hoch und sehr dicht bewaldet werden können, und man sie vom Boot aus in einer traumhaften Seenlandschaft deswegen nicht so leicht erspähen kann.

Auch wenn die vietnamesischen Bootssteuermänner uns zwanzig Minuten mit dem Finger deutend versucht haben zu vermitteln, wo sie die Affen die ganze Zeit schon sehen. Ohne Fernglas. Möglicherweise haben Vietnamesen aber auch einfach bessere Augen.

Es war jedenfalls ein sehr unglaubliches Erlebnis.

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