Überlandbusse hatten mir in meiner Sammlung „Alltäglicher Wahnsinn vietnamesischen Verkehrs“ noch gefehlt. Man hört ziemliche Schauergeschichten von Überlandbussen. Vor allem von Großstädtern, die sowieso wissen, dass Überlandbusse nur von der Landbevölkerung genutzt werden, die nach der Arbeit in der Stadt nach Hause zur Familie fahren. Oder genauer: Von der Landbevölkerung, die sich nicht in Hanoi niedergelassen hat und mittlerweile wohlhabend genug für das eigene Auto ist.
Die Hinfahrt lief eigentlich recht gesittet. Gut, der Bus war streng genommen nur auf 14 Personen ausgelegt, und es saßen 24 drin. Inklusive dreier Personen, die auf Plastikschemeln neben den Sitzbänken Platz nehmen mussten.
Ach ja, und plus der drei Personen, die unterwegs noch eingesammelt wurden.
Auf der Rückfahrt allerdings stieg erst der geldeinsammelnde Co-Fahrer aus. Und schließlich der Fahrer. Es übernahm ein Kerl, von dem nicht genau ersichtlich war, ob er zuvor nur zufällig nebendran gesessen hatte.
Er fuhr aber so, als hätte er zuvor nur zufällig nebendran gesessen.
Er fuhr nämlich auf einer zweispurigen Landstraße, auf der uns andere Autos mit sehr hoher Geschwindigkeit überholten, mit geschätzten 20 km/h. Es war streng genommen eher ein Ruckelzucken, als ein Fahren. Auf die Frage hin, ob es dafür einen besonderen Grund gebe (Zeitplan einhalten? Haben wir jemanden vergessen? Steigt der echte Fahrer vielleicht nochmal zu?) antwortete er: „Hier ist nur 25 km/h erlaubt, und wir haben gehört, dass die Polizei kontrolliert.“
Was alle anderen Fahrzeuge auf der Straße aber offenbar entweder nicht gehört hatten oder nicht zu kümmern schien.
Wir fürchteten schon, dass der Kerl am Ende hier kostenlose Fahrunterrichtsstunden machen darf, und wir nun mit 20 km/h nach Hanoi fahren, das zu diesem Zeitpunkt noch etwa 90 Kilometer entfernt war. Planmäßig zu erreichen in etwa zwei Stunden.
Aus irgend einem Grund nahm er dann aber nach einer sehr, sehr langen Landstraße doch wieder Geschwindigkeit auf.
Polizei war übrigens keine aufgetaucht.
