Wenn es eh brennt…

In Vietnam herrscht in vielen Wäldern strengstes Holzfäll-Verbot. Das hat einen sehr konkreten Grund, denn mit Holz lässt sich bescheidenes Geld verdienen, das in den Händen der armen Landbevölkerung sehr viel sein kann.

Im Süden Vietnams ist derzeit Trockensaison. Das heißt, dass Waldbrände entstehen. Sie entstehen genauso wie in Südeuropa, aber wer einen Eindruck davon hat, wie schwer es ist, Vietnamesen Straßenregeln beizubringen, der ahnt auch, wie ungleich schwieriger als in Europa es sein muss, sie vom Rauchen in Wäldern abzuhalten. Oder vom Anzünden der wilden Bienenstöcke, um Honig zu bekommen. Oder vom absichtlichen Anzünden der Wälder, um Reisanbaufläche zu erhalten.

Unnötig zu sagen, dass die meist armen „Anwohner“ der Wälder möglicherweise oft dieselben sind, die per Gesetz vom Holzschlagen abgehalten werden müssen, und dann aus Dummheit heraus versehentlich für Waldbrände sorgen.

In den Nachrichten gab es angesichts zahlreicher Waldbrände nun folgende Meldung: Ganze Dörfer haben sich aufgemacht, um Bäume im nächstgelegenen Wald zu schlagen.

Begründung: Derzeit geraten so viele Wälder in Brand, dass es eine Schande wäre, die Bäume verbrennen zu lassen, ohne wenigstens vorher noch Profit aus ihnen zu schlagen.

Ich erwähnte irgendwo schonmal, dass Vietnamesen pragmatische Menschen sind.

2 Responses to Wenn es eh brennt…

  1. Martin says:

    Für uns, die wir uns ja tatsächlich an jede kleine Regel halten, erscheint das sher unverstädlich, wie schaffen die es nur überhaupt zu Leben, wenn keiner sich an die Regeln hält. Aber siehe da ihr deutschen Spießbürger, es scheint auch ohne zu gehen, irgendwie….

    Ich denke manchmal könnten wir uns da etwas abschauen (aber nur manchmal).

  2. admin says:

    Ja, irgendwie stimmt das. Einerseits. Wenn man im Ausland lebt, fällt einem auf, dass jedes Land auf gewissen Regeln beruht, die eigentlich nur bestehen, weil man sich nicht vorstellen kann, dass es auch anders laufen könnte.

    Andererseits ist mir vieles hier in Vietnam doch „too much“. Der Verkehr ist eigentlich das beste Beispiel. Während ich die gewisse Regellosigkeit des französischen Verkehrs im Vergleich zum aggressiven deutschen Verkehr noch als sehr angenehm empfand, ist das völlige Fehlen jeglicher Regeln hier im Verkehrsalltag eher nervig. Oder eher: Das völlige Fehlen jeglicher Weitsicht und Einsicht in Konsequenzen, die aus dem eigenen Verhalten entstehen.

    Aber da beißt sich die Katze vermutlich in den Schwanz: Auch die Vietnamesen haben eben nie erlebt, dass es auch anders gehen könnte.

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