Fresskörbe

Der Geschenkkorb ist in Deutschland nach meiner Beobachtung etwas aus der Mode gekommen. In Vietnam hat er aktuell Hochkonjunktur. Wer derzeit keinen Pfirsich- oder Orangenbaum auf dem Motorroller spazieren führt, hat zumindest einen Fresskorb zwischen den Knien.

Die Körbe sind das 0815-Neujahrsgeschenk für Firmenmitarbeiter und Geschäftspartner. Sie stapeln sich derzeit in Supermärkten und Geschäften. Der Inhalt hat fast schon etwas ritualhaftes: Eine Flasche Alkohol gehört auf jeden Fall dazu. An der Flasche lässt sich auch schön ablesen, ob der Korb von einer Firma mit kleinem Budget (Hanoi-Wodka) oder großem Budget (teurer Rotwein) überreicht wurde.

Daneben findet sich fast immer eine große Schachtel mit Keksen. Die hat allein schon den Vorteil, dass sie schön groß ist, dem Korb etwas Volumen gibt und in irgend einer schillernden Farbe (Rot, Violett, Gelb…) protzen kann. Dazu kommen dann eine Handvoll kleinerer Schachteln. Im Normalfall Tee (oder Kaffee), Süßigkeiten, Nüsse oder Rosinen.

Nicht alles davon ist übrigens direkt zum Verzehr gedacht. Manches landet auch ganz geschwind auf dem Ahnenaltar, der zum Neuen Jahr sowieso komplett gesäubert und neu hergerichtet werden muss. Auf den Altar gehören im Zweifelsfall nämlich Gegenstände, die möglichst farbig sind, am besten in den Farben Rot (Glück) oder Gelb (Wohlstand).

Diese Vorgabe erfüllen viele Fresskorb-Gegenstände ganz vorzüglich.

Eine ganz andere Frage ist, wie gut sich mit Korb zwischen den Knien der Roller steuern lässt. Meistens ziemlich schlecht. Ist aber andererseits auch egal, im aktuellen Neujahrsverkehrsinfarkt kommt man sowieso nicht schnell voran.