Ruhe nach dem Sturm

Morgen beginnt das neue Jahr. Dann schließt Hanoi für eine Woche seine Türen. Oder vielmehr: Die Geschäfte, Cafés, Restaurants und Händler schließen alle ihre Türen. Gerüchteweise sollen zwar einige Supermärkte schon nach drei Tagen wieder öffnen, was ungewöhnlich früh wäre, allerdings stellt sich die Frage, was sie dann noch in den Regalen liegen haben. Es ist also, kurz gesagt, der große Ausnahmezustand nach dem großen Ausnahmezustand. Die absolute Ruhe nach dem größtmöglichen Chaos.

Heute morgen ließ sich auf der Fahrt zum Flughafen beobachten, dass einige Unverdrossene noch immer nach Kleidung suchen (zum Neujahr gehört es sich, neue Klamotten und neue Frisuren zu tragen), und vor allem: Dass viele ihre Neujahrsbäume noch nicht gekauft haben. Rund um den Blumenmarkt war großer Stau.

Der Rest von Hanoi war angenehm leer. Nicht die Leere, die am Montag herrschen wird, aber eine auf den Straßen ungewohnt lockere Atmosphäre.

Problem war allerdings: Auch die Taxifahrer sind schon im Neujahrsurlaub. Gleich mehrere Taxizentralen scheinen ihre Telefonleitungen vorauseilend komplett abgeschaltet zu haben. Andere erklärten, sie hätten nicht genug Fahrzeuge. In einer Stadt, in der man normalerweise abends um 22 Uhr für den nächsten Morgen ein Taxi zum Flughafen bestellen kann, ziemlich erstaunlich.

Natürlich wäre Hanoi nicht Hanoi, wenn es halt doch irgendwie geht. Notfalls mit einem ganz normalen Taxi, dessen Fahrer nach Kilometer abrechnet, und munter davon erzählt, wie er am Vortag bereits eine Familie in die Provinz gefahren hat. Sobald sich vier bis fünf Passagiere ein Taxi teilen, offenbar eine durchaus akzeptable Alternative für manche Vietnamesen, auch wenn am Ende mehrere Hunderttausend Dong auf dem Taxameter stehen.

Für Taxifahrer, die Kasse machen wollen, sind die Tage rund um Neujahr eine Goldgrube.

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