Zurück. Kalt. Geschlossen.

Wie man an meinen Einträgen möglicherweise erahnen konnte, war ich fünf Tage in Singapur, und bin dem vietnamesischen Neujahrsfest einfach entflohen.Tet ist eine spannende, interessante Sache, aber vor allem für Vietnamesen. (Und auch bei denen ist manchmal mehr Mythos als Realität dabei.) Stattdessen also: Fünf Tage im Warmen. Singapur liegt zwar „nur“ drei Flugstunden entfernt, aber das reicht schon, um aus dem Winter einen Sommer zu machen.

Seit gestern bin ich wieder in Vietnam. Ich dachte eigentlich, dass sich Hanoi so langsam den modernen Zeiten anpasst (mit allen Vor- und Nachteilen freilich), und beispielsweise nicht mehr eine komplette Woche die Supermärkte und sonstigen Märkte geschlossen sind (offiziell dauert Tet eigentlich nur drei Tage). Das erwies sich als Irrglauben. Hanoi ist am fünften Tag des Neuen Jahres nach wie vor im Winterschlaf. Es war sehr schwierig, den Kühlschrank mit ein paar notwendigen Lebensmitteln aufzufüllen, um über das Wochenende zu kommen. Tatsächlich hatte ein Supermarkt in der Innenstadt auf, die Szenerie war allerdings gespenstisch: Es waren keine Kunden da.

Ein paar. Alles Ausländer. Vietnamesen kommen anscheinenend gar nicht auf die Idee, am fünften Tet-Tag einkaufen zu gehen. Die haben entweder in den Tagen vorher so viel vorgekocht, dass es noch eine weitere Woche reicht, oder sie denken gar nicht dran, dass irgend jemand offen haben könnte. Auch die Auswahl des Angebots war deutlich eingeschränkt. Ein paar verschrumpelte Kartoffeln. H-Milch. Äpfel. Alles, was haltbar ist, lag noch in den Regalen, aber verderbliche Ware wurde wohl seit Neujahr nicht mehr nachgeliefert.

Nun, das Wochenende wäre trotzdem gesichert. Es gibt ja Dosen. Und Reis. Zweites Problem: Es ist wieder kühl geworden. Oder vielleicht fällt einem der Unterschied zwischen 30-Grad-Singapur und Hanoi auch nur besonders extrem auf. Tet zeigt sich also von seiner schönsten, klassischen Seite.

Aber gut. Kann ich wenigstens mit Fug und Recht behaupten, ich habe auch dieses Jahr etwas von der Tet-Stimmung mitbekommen.

One Response to Zurück. Kalt. Geschlossen.

  1. Ich lese deinen Blog schon einige Zeit. Dem obigen Bericht kann ich nur zustimmen. Hier in Can Tho habe ich eigentlich fünf Tage mein Haus nicht verlassen. Allerdings habe ich ein Restaurant als Nachbar, das sogar geöffnet hat. Überhaupt ist Can Tho nicht so ausgestorben. Vielleicht liegt das ja daran, dass wir hier Barbaren sind? Nun, fest steht. Nach vier Tagen neigt sich mein Kühlschrank der Leere entgegen. Gestern abend habe ich eine Schale Reis mit zwei Fleischstückchen für 20 000 Dong gegessen. Überrascht bin ich immer wieder, wie viele Touristen hierhin kommen, um Tet zu erleben. Erleben? Eine Geisterstadt im amerikanischen Mittleren Westen ist zu dieser Zeit aufregender als Vietnam. Denn jeder fährt ja nach Hause. Nichts ist offen. Und was offen hat, offeriert es zum doppelten Preis.

    Ok. Kein Roman hier. Ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes neues Jahr des Drachen, viel Erfolg,Gesundheit und Wohlstand.

    Ah. Ich bin Mitte Februar in Ha Noi. Gibt es die Möglichkeit, sich zu treffen?

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