Frieren fürs Foto

Das Wochenende war ziemlich kalt. Nichtsdestotrotz war ich am Sonntag Morgen im Park spazieren. Einem Park mit einem sehr großen See, über dessen Wasser ein recht kalter Wind pfiff.

Am Ufer stand ein Hochzeitspaar-in-Spe und ließ Bilder schießen. Den vietnamesischen Brauch, vor der Hochzeit ein dickes Album mit Fotos in Hochzeitskleidern anzulegen, hatte ich, glaube ich, schon ein paar Male erwähnt. Ich habe bislang kaum jemanden kennen gelernt, der nicht vorher diese Fotos hat machen lassen. Es ist schon nicht mehr richtig Brauch, sondern fast eher Pflicht. Bilder im Freien ergeben dabei meist am Ende deutlich interessantere Motive, als Foto-Sessions im Studio, sind allerdings auch teurer. Wie auch gestern wieder zu beobachten war, gibt der Fotograf dabei meist alles bis ins kleinste Detail vor („Jetzt den Kopf noch etwas nach rechts… nein, etwas weiter nach links… ja, die Augen bitte etwas nach oben… noch etwas… und jetzt den Arm mal anheben! Und Lächeln!“). Die fotografierten Pärchen wirken dabei immer etwas wie Salzsäulen oder Roboter. Das Lächeln gefriert zwangsläufig nach wenigen Sekunden.

„Gefrieren“ ist natürlich das passende Wort, denn gestern war es, ich erwähnte es: Kalt. Die Braut trug ein weißes Brautkleid, das komplett schulterfrei bis zur Hüfte war. Selbst aus einigen Schritten Entfernung konnte man die Gänsehaut erkennen. Nun stand sie da im kalten Wind im kalten Park nicht fünf Minuten, sondern sicherlich mehrere Stunden (zu einer zünftigen Session gehört dazu, habe ich mehrfach versichert bekommen, mindestens drei verschiedene Kleider anzuziehen).

Ich kann mir irgendwie nicht so richtig vorstellen, dass das sonderlich gesund ist.

Eine vietnamesische Bekannte erzählte mir übrigens, dass ihr Fotograf anschließend die Bilder noch einmal kräftig mit Photoshop aufgepeppt habe. Der Ehemann war offenbar recht dunkelhäutig („unschön“ in Vietnam) und hatte einige Narben im Gesicht. Auf dem offiziellen Hochzeitsfoto im Album und an der Wand ist er hingegen plötzlich fast weiß und hat eine glatte Haut.

Sein Sohn soll beim Anblick des Bildes gefragt haben, wer denn der Mann da neben Mama sei.

2 Responses to Frieren fürs Foto

  1. heike says:

    Ich war im Dezember auf der Hochzeit einer Schülerin eingeladen. Die habe ich an dem Tag auch nicht wiedererkannt, so zugekleistert mit Make up. Zum Glück hatte sie ein Brautkleid an, so dass ich davon ausgehen konnte, vor der Richtigen zu stehen.

  2. Khong biet la ai says:

    Omg, -.- so wie was meisten Leute hier machen finde ich echt langweilig.. alle leute machen aehnliches wie andere. Die Hochzeitsfeier, Dekoration, Hochzeitsfotos, Brautskleid,… alle sind nicht so 100% aehnlich, aber meist sehr sehr aehnlich, die motive, und es macht mich langweilig es zu sehen. man soll etwas anders machen, nach eigene Stil und Situation, dann ist es schoener. Manchmal muss man nicht viel geld dafuer investieren aber hat man so schoene und orriginelle Hochzeit. Fuer Hochzeitsalbum mag ich es wenn es ist Fotos und Videos von dem paar mit normalen Alltagssituationen und lustig und sinnvoll, auch normalen Kleidungen, oder tradition, aber mit Profestionellen Kamera und alles ganz stylish und schoen, z.B. wie ein Film :D, dann ist es schoener als die langweiligen Kleider und schlechten starken Make-up und stehen wie Models aus dem Land…

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