„Leihst du mir mal ein Schluck Wasser?“

Es gibt ja Worte, die gibt es nicht. Zumindest nicht in der deutschen Sprache. Eines der bekanntesten ist ja die Sache mit Essen und Trinken. Das Gegenteil von hungrig ist „satt“ und das Gegenteil von durstig … gibt es eben nicht.

Dann gibt es Worte, von denen einem gar nicht auffällt, dass es sie nicht gibt. Die Sache mit dem Leihen zum Beispiel. Wer sich etwas ausleihen möchte, der will es auch zurückgeben. Bei einem Bleistift ist das kein Problem, bei Wasserflaschen, Obst oder Zigaretten ist das im Normalfall etwas schwierig. Zumindest wenn es darum geht, dieselbe Sache auch tatsächlich wieder zurück zu geben. „Kann ich das Wasser von dir haben? Ich geb’s dir auch wieder… äh… also, ich kauf dir ein neues.“

Die Vietnamesen haben dieses Problem nicht. Sie haben nämlich zwei Worte fürs „leihen“. Und die haben nichts mit „sich ausleihen“ oder „verleihen“ zu tun, also wer der Adressat ist, sondern ob man dieselbe Sache wieder zurückgibt, oder ob man sie durch etwas gleichwertiges ersetzt. Im ersten Fall sagt man muon (mit Akzent, den ich nicht schreiben kann, sonst heißt es „wollen“… Vietnamesisch kann so schwierig sein) und im zweiten heißt es vay.

Das ist toll, und die Lösung auf ein Problem, von dem wir Deutsche gar nicht wussten, das wir es haben.

Nur leider hat die Sache einen kleinen Nachteil. Vay wird nur eingesetzt für Geld (das man sich ja normalerweise auch nicht ausleiht um dann DIESELBEN Geldscheine zurück zu geben – wäre ja irgendwie sehr unsinnig) und für Reis. Für alles andere sagt man dann doch wieder muon. Was schade ist, es klang so wunderbar logisch.

2 Responses to „Leihst du mir mal ein Schluck Wasser?“

  1. nguyenDG says:

    “Leihst du mir mal ein Schluck Wasser?”= cho tôi XIN m?t ng?m n??c

    xin ist ein höfliches Bitten um etwas.

    „m??n“ benutzt man für Sachen, die ganz zurück gegeben werden, meist sind es Gegenstände.

    „vay“ benutzt man beim Geld oder die Sachen, die man benutzt und dann nicht ganz (oder unvollständig) zurück gibt, z.B ich „vay n??c m?m “ (n??c m?m= Fischsauce) von den Nachbarn, die geben mir die ganze Flasche und ich gebe ihnen dann die Flasche zurück.

  2. Lukas Rogée says:

    hallo David.
    Es gibt übrigens ein Gegenteil zu „durstig“. Nur ist dieses Wort sehr alt und wird heutzutage im Deutschen nicht mehr angewandt. Existieren tut es aber trotzdem. Das Wort heißt, so doof das auch klingt, „sitt“. Ja wirklich.
    LG

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