Müde Vietnamesen

Die Chance ist derzeit sehr hoch, dass man tagsüber auf leicht übermüdete Vietnamesen trifft. Es ist Fußball-Europameisterschaft. Auch in Hanoi – zumindest im Fernsehen. Das Problem dabei: Die frühen Spiele haben Anstoßzeit um 11 Uhr abends, die späten Spiele beginnen um 2 Uhr nachts (und enden dann um 4 Uhr morgens).

Das erfordert schon einiges an Kondition.

Aktuell scheinen viele noch gezielt auszusieben. Sie schauen entweder das frühe Spiel an, und sind dann halbwegs zu angemessener Zeit im Bett (wenn auch, verglichen mit dem normalen Schlafrhythmus von Hanoi, etwas später). Oder sie gehen um neun oder zehn Uhr abends schlafen, und stellen sich den Wecker. Der Effekt ist mitunter sehr kurios anzuschauen: Kleine Hanoier Gassen mit Fernsehkneipen und Sportbars erscheinen gegen Mitternacht wie ausgestorben. Gegen 1 Uhr fangen dann die Besitzer an, Plastikstühle aufzustellen. Und um halb zwei sind die Stühle plötzlich alle voll.

Ein Taxifahrer, der mich vorgestern um 10 Uhr abends nach Hause brachte, erklärte wiederum, er könne sich die frühen Spiele alle nicht anschauen – da arbeite er noch. Spätdienst. Aber wenn er dann irgendwann nach Mitternacht heimkäme, sei noch genug Zeit für das zweite Spiel des Abends. Er muss ja morgens nicht raus.

Da nicht alle Hanoier Taxifahrer sind (auch wenn es manchmal so scheinen mag) sollte man sich also in den kommenden Tagen auf leicht gerötete Augen und gelegentliches erschöpftes Nachfragen von vietnamesischen Kollegen und Gesprächspartnern einstellen. Spätestens am 2. Juli ist dann alles vorbei.

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