Enger und enger

Für ein Nationalkostüm hat der berühmte „Ao Dai“ eine recht kurze Geschichte. In den 30er Jahren wurde erstmals ein Frauenkleid vorgestellt, das dem heutigen Ao Dai ähnelt. Der Designer Nguyen Cat Tuong, zu dieser Zeit gerade mal Mitte 20, hatte es entworfen. Leider verstarb er bereits wenige Jahre später (1946), und hinterließ deswegen relativ wenig Aufzeichnungen und Erzählungen.

Die Gewänder, die Cat Tuong schnitt, wurden damals „Le Mur“ Kleider genannt. Sie fallen etwas luftiger um den Körper, als heutige, enganliegende Ao Dais, wie man auf diesem alten Foto schön sehen kann. Inspiriert wurde der Designer durch die Roben der Gelehrten (wie sie, sehr selten, auch heute noch von Männern zu besonderen Anlässen getragen werden). Diese waren dann allerdings noch weiter geschnitten. Der Verlauf von den ersten Gewändern bis zur heutigen Version ließe sich also so beschreiben, dass jede Version immer etwas enger am Körper anlag. Wann genau das Frauenkleid erstmals „Ao Dai“ genannt wurde, ist unbekannt, vermutlich war es nicht vor den 1950er oder 60er Jahren.

Die damit verbundene Frage ist, wann vietnamesische Frauen überhaupt begonnen haben, Hosen zu tragen, denn zum Ao Dai gehört traditionell auch die unter dem Kleid sitzende, luftige Hose. Angeblich soll Kaiser Minh Mang im 19. Jahrhundert ein Edikt erlassen haben, dass vietnamesischen Frauen verbot, Röcke zu tragen. Beweise für einen solchen Erlass gibt es allerdings nicht. Einige Wissenschaftler zweifeln deswegen auch an dieser Geschichte.

Auf dem oben verlinkten Foto lassen sich übrigens auch sehr schön die Hosen erkennen. Das Gewand ist allerdings zweifellos deutlich länger, und weist auch nicht den raffinierten Seitenschlitz bis zur Hüfte auf, der es überhaupt erst ermöglicht, dass der Rest des Oberkleides sich so eng an den Körper schmiegt.

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