Leise Musik

Der monotone, immer ähnlich klingende „Viet Pop“ ist als Musik in Vietnam so allgegenwärtig, dass man gerne mal schnell vergisst, dass es auch ganz andere Songwriter gibt. Obwohl im vorliegenden Fall einige Leute widersprechen und sagen würden: So einen wie ihn gab es nur einmal.

Am Sonntag ist in einem Krankenhaus in Ho-Chi-Minh-Stadt der 92-jährige Musiker Pham Duy verstorben. Duy war eine ganz besondere Figur der vietnamesischen Musikszene, ein Liedermacher, der gleichzeitig anrührend traditionelle und auf ihre Weise aufregend experimentelle Musik geschrieben hat. Stücke, die ihr eigenes musikalisches Thema abwandeln oder durch fünf verschiedene Tonarten variieren. Gleichzeitig war er ein Wanderer zwischen den Welten, erst Mitglied des Widerstands gegen die Franzosen (und Verfasser patriotischer Kampfeslieder), dann für 30 Jahre ein von der Partei frustrierter Exilant in Kalifornien, und im vergangenen Jahrzehnt schließlich „heimkehrender“ Musiker, der in Ho-Chi-Minh-Stadt lebte. Konsequenterweise wird ihm sowohl von manchen Exilvietnamesen als auch von manchen Regierungstreuen vorgeworfen, die „falsche“ politische Einstellung oder keinen Patriotismus zu haben.

Er selbst hat dazu mal sinngemäß gesagt: Patriotismus könne niemals bedeuten, einer bestimmten Gruppe, einer Regierung oder einer politischen Philosophie treu zu sein. Patriotismus bedeute, einer Sprache und einer Kultur treu zu sein.

Pham Duy beschäftigte sich intensiv mit traditioneller vietnamesischer Musik, er verfasste Abhandlungen zur Folkmusik und gilt für viele andere Musiker als Inspiration.

Eines seiner berühmtesten Stücke ist „Tinh Ca“, das es hier in einer wunderschönen, leisen Gitarrenversion gibt. [youtube-Video; der Interpret ist Pham Ngoc Lan] Als ihn mal jemand fragte, wie ihn die Menschen später in Erinnerung behalten sollten, sagte er: Durch Liebeslieder.

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