„Die kommen vorbei…“

Mein Handy-Vertrag ist ein Monatsvertrag. Jeden Monat muss ich zu einer Filiale meines Telefonanbieters gehen, und die Rechnung bezahlen. Andernfalls wird das Telefon gesperrt, bis ich das Geld überreicht habe. Ich könnte das ganze auch online machen, dazu bräuchte ich aber ein Online-Konto bei einer vietnamesischen Bank, und bislang war ich, zugegeben, zu bequem dafür.

Als ich das gestern kurz im Büro erwähnte, erklärte eine vietnamesische Mitarbeiterin überrascht: „Warum gibst du denen nicht deine Arbeitsadresse, damit sie das Geld abholen?“

So macht sie es nämlich. So machen es viele Vietnamesen. Die Telefonfirma-Angestellten setzen sich auf ihren Motorroller, fahren einmal quer durch die Stadt, und kommen persönlich vorbei, um das Geld einzutreiben. Nicht nur den Mobilfunk-Vertrag zahlt man so, auch die Fernsehgebühren, die Gasrechnung oder das Flugticket.

Man stelle sich mal vor, die Deutsche Telekom würde Leute vorbei schicken, die jeden Monat höflich klingeln, und bereitwillig warten, bis der Kunde das Kleingeld beisammen hat. „Musst du für den Service extra zahlen?“, fragte eine deutsche Kollegin erstaunt. „Oder musst du da Trinkgeld geben?“ Nö, lautete die Antwort der Kollegin, und sie schien etwas irritiert: „Das ist doch ganz logisch: Ich bin die Kundin, wenn die mein Geld wollen, müssen sie schon gefälligst selbst vorbeikommen.“

(PS: Möglich ist dieser Service-Zauber freilich nur deshalb, weil „Geldeintreiber“ ein Billigjob ist. Und Arbeit ist günstig in Vietnam. Es kostet nicht viel, Menschen einzustellen, die das Geld abholen. Genauso wenig, wie Menschen, die die Ware zum Kunden bringen. Im Idealfall wird beides verbunden: Flugticket oder Kühlschrank kommen bequem ins Haus gerollt, und erst anschließend wird bezahlt.)

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