Entfernung, Service und Flughäfen

Hier war eine Woche lang Ruhe, weil ich die vietnamesischen Neujahrsfeiertage genutzt habe, um wie so viele Ausländer (und mittlerweile auch jedes Jahr immer mehr Vietnamesen) das feiertagsstillgelegte Land für einen Kurzurlaub zu verlassen. Idealerweise sucht man sich dazu ein Land, in der chinesische Neujahrskalender nicht gilt. Also buddhistische Nachbarländer wie Laos, Kambodscha oder Thailand. Alternativ funktionieren auch modern-geschäftstüchtige Länder wie Singapur, bei denen die Neujahrsfeierlichkeiten nur einen halben Tag dauern.

Ich hatte mich dieses Jahr für Bali entschieden. Da dies hier ein Vietnam-Blog sein soll, werde ich auf den Urlaub nicht näher eingehen, bis auf drei kleine Beobachtungen, die indirekt mit Vietnam zu tun haben.

Erstens: Bali ist ganz schön weit weg. Wenn man in Südostasien lebt, bekommt man schnell das Gefühl, alles hier in der Region sei ja „irgendwie um die Ecke“. Auf Landkarten sieht auch alles immer ganz schön nah beieinander aus. Täuscht aber. Bis nach Singapur sind es bereits drei Stunden Flug, und von dort aus auf die Insel Bali noch mal zweieinhalb Stunden. Da es keine Direktflüge Hanoi-Bali gibt (sooo groß ist die Urlaubswut der Vietnamesen dann doch nicht), bedeutet das mit Transit auf jeden Fall mindestens etwa 9 Stunden Anreise. Die einstündige Fahrt zum Flughafen nicht mit eingerechnet.

Zweitens: Dass die Vietnamesen, gerade im Norden, nicht unbedingt die Ausgeburt eines kundenorientierten Völkchens sind, ist ja nun kein Geheimnis. Dass im Gegenzug die Balinesen als besonders zuvorkommend, fröhlich und angenehm gelten, ebenfalls nicht. Trotzdem hat mich folgende Episode verblüfft: Ich saß in einem balinesischen Taxi. Ich wusste, dass der Heimweg etwa 10-15 Minuten hätte dauern sollen. Der Taxifahrer allerdings wusste das nicht, er fuhr nämlich zum komplett falschen Hotel am komplett anderen Ende der Stadt. Anschließend fuhr er auf dem Weg ins richtige Hotel eine unnötige Schleife, die uns mitten in einen langen Stau brauchte. Fazit: Eineinviertel Stunden Heimfahrt. Am Ende der Odyssee sagte der Balinese: „Mein Fehler. Fahrt ist umsonst!“ Kein Hanoier Taxifahrer hätte das jemals gemacht. Jemals. Im besten Fall hätte er, wenn er eine ehrliche Haut ist, um einen angemessenen Kompromiss gebeten. (Was vietnamesische Taxifahrer wiederum oft nicht verstehen, ist, dass Kunden meiner Meinung nach sehr viel eher bereit sind, einen fairen Kompromiss zu zahlen, wenn der Fahrer ihn nicht aggressiv einfordert).

Drittens: Ich empfand bislang den Hanoier Flughafen als sehr unpraktisch. Er ist sehr klein und ist flächendeckend ausgestattet mit Metallsitzen, die genauso ungemütlich wie kalt sind. Nachdem ich aber den Flughafen von Denpasar, der größten Stadt auf Bali, kennengelernt habe, sind mir schlagartig die Vorzüge des Flughafens Hanoi bewusst geworden: Er ist übersichtlich und durchaus schlau konzipiert. Von der Gepäckkontrolle bis zum Abflug sind es, egal welche Abflughalle, nur wenige Schritte, weil der Flughafen eine klare, rechteckige Form hat. Bali dagegen ist ein Albtraum verschachtelter, sich endlos hinziehender Gänge – obwohl beide Flughäfen exakt dieselbe Zahl an Abflughallen haben.

Wie heißt es so schön? Im Urlaub lernt man seine Heimat zu schätzen.

(Wenn schon nicht die Taxifahrer, dann doch wenigstens den Flughafen).

One Response to Entfernung, Service und Flughäfen

  1. yeuem says:

    Den Hanoier Flughafen finde ich eigentlich recht okay, klein und übersichtlich, man kann sich nicht verlaufen darin.

    ABER man baut ja nun den Terminal 2, hoffe der wird dann im nächsten Jahr fertig

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