So schmeckt der Sommer

Der Sommer schmeckt nach Litschi. Zumindest der Juni. Man glaubt es ja kaum, aber auch in den Tropen wechseln sich die Saisons der Früchte alle paar Wochen oder Monate ab. Ganz so, wie auf dem deutschen Acker. Zur Zeit ist Litschi-Saison. Die dauert nur ziemlich genau 40 Tage, aber bis dahin gibt es Litschi im Überfluss.

Das ist dieses Jahr wörtlich zu nehmen, denn es gab eine Rekordernte. Litschis mögen keine zu kalten Winter, und sie mögen keine zu trockenen, starken Winde oder zu starken Regenschauer. Nichts davon schien im Frühjahr und Winter gestört zu haben. Die Litschis überschwemmen den Markt.

Deswegen drohen einige Litschi-Bauern bankrott zu gehen.

Warum? Weil den Gesetzen der Marktwirtschaft zufolge bekanntlich eine Überproduktion die Preise sinken lässt. Im vergangenen Jahr kostete ein Kilogramm Litschi auf der Straße noch etwa bis zu 10.000 Dong. Dieses Jahr bekommt man es für 4000 Dong. Sogar Ausländer bekommen es für 4000 Dong. Das sind umgerechnet etwa 20 Cent. Pro Kilo.

Was umgekehrt für die Bauern bedeutet, sie müssen ihre Litschi für 500 oder 2500 Dong pro Kilogramm an die Großhändler weiterverkaufen. Da sie nun die Ernte für das gesamte Jahr einfahren, kann man sich schnell ausrechnen, dass das nicht reicht. Viele überlegen sich also schon, auf etwas anderes umzusteigen. Das aber heißt: Neue Investitionen, neue Schulden – und möglicherweise damit den Bankrott im nächsten Jahr, falls es nicht klappt.

Von all diesen unschönen ökonomischen Nebeneffekten einmal abgesehen, sind Litschi sehr leckere Früchte. Ein wenig zu süß, aber dafür lassen sie sich sehr angenehm essen. Man pult nur die Schale ab, und beißt oder lutscht dann das Fruchtfleisch rund um den Kern ab. Das geht recht einfach, im Gegensatz zum aufwändigen Schälen und Schneiden einer Mango. Und das Fleisch löst sich auch leichter vom Kern als beispielsweise beim Rambutan.