Die guten und die bösen Zahlen

Zur Zeit werden gerade die Halbjahresbilanzen gezogen. Unter anderem auch von Vietnam. Die guten Zahlen schaffen es auch bis in die Medien. Hier ist eine: 19 Prozent mehr Export im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (das ist deswegen wichtig, weil die vietnamesische Wirtschaft im zweiten Halbjahr sowieso immer stärker ist. Was wiederum unter anderem mit Tet zu tun hat).

Darunter sind ein paar so richtige Knaller, wie beispielsweise Kaffee: Plus 108 Prozent, auf etwa 1,2 Milliarden Dollar. Vietnam ist nebenbei bemerkt zweitgrößter Kaffee-Exporteur, hinter Brasilien. Die enorme Steigerung hat dann auch vor allem damit zu tun, dass weltweit zahlreiche andere Länder unter Witterung und Pflanzenkrankheiten leiden mussten. Was ja den Erfolg nicht schmälert. Auch mit den Textilien-Exporten kann man sich brüsten, immerhin noch plus 26 Prozent, auf 3,4 Milliarden Dollar.

Das sind die guten Zahlen.

Die schlechten lauten: Plus 30 Prozent Importkosten. Vietnam feiert zwar seinen Export, hat sich in Wirklichkeit aber ein fettes Handelsbilanzdefizit von fast 5 Milliarden Dollar eingefangen. Man importiert vor allem Maschinen (Preissteigerung: 46 Prozent) und Dünger (plus 24 Prozent) und muss zudem auch sein eigenes Rohöl wieder importieren, weil es zu wenig Raffinierien im Land gibt. Deswegen sind auch hochtrabende Artikel über „Tiger im Tank“ erstmal noch reine Zukunftsmusik.

Die zweite wichtige Zahl der Halbjahresbilanz ist übrigens das Wirtschaftswachstum: 7,5 Prozent. Das entspricht nicht ganz den Hoffnungen, denn zu Jahresbeginn hatte man eigentlich ein Wachstum von 8,5 Prozent angestrebt. Macht nichts, dann erhöht man einfach die Vorgaben. Für den Rest des Halbjahres müssen jetzt über neun Prozent her, damit am Ende wieder die „acht plus X“ steht.

Das klingt verrückt, ist aber vermutlich sogar realistisch. Einerseits (siehe oben) wächst die Wirtschaft im zweiten Halbjahr schneller, und andererseits ist der Leiter vieler Betriebe ja nun mal – der Staat. Da kann man schon dafür sorgen, dass noch eine Schippe draufgelegt wird.

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