Glasklar

Eine vietnamesische Bekannte hatte vor anderthalb Jahren in Deutschland eine Brille gekauft. Weil sie vietnamesischer Glasschleiferei und Messtechnik nicht ganz traut. Für „Made in Germany“ nimmt man dann eben schonmal Preise in Kauf, die um ein Vielfaches höher liegen. Deutsche Bekannte hatten sie dafür sogar noch verspottet, dass sie selbst immer nach Vietnam gehen würden, um dort ihre Brillen zu kaufen.

Als ich sie nun wiedergetroffen habe, sahen die Gläser fleckig aus und waren angelaufen. Nach gerade mal einem Jahr. Ich hatte zuerst Angst, das könne irgendwie an der südostasiatischen Witterung liegen, allerdings zeigen meine Gläser nach sieben Monaten noch keine Auflösungserscheinungen.

Vergangene Woche war es ihr dann zu dumm. Sie ging zum Optiker hier und ließ sich neue Gläser machen. Ich glaube, in umgerechnet ein Dutzend Euro. Für zwei Gläser.

Der Optiker sah sich die alten Gläser an, und sagte: „Oh. Das ist bestimmt chinesische Qualität, oder?“. Dazu muss man wissen, dass alles, was in Vietnam als qualitativ „schlecht“ gilt, angeblich aus China kommt. Oder auch nicht angeblich, denn China kann nach Vietnam die Produkte verkaufen, die es nicht nach Europa schaffen würden.

Ich würde eigentlich gerne mal das Gesicht des deutschen Optikers sehen, wenn er erfährt, dass seine Brille in Vietnam als unterhalb-vietnamesischen-Standards-liegendes-Billigprodukt bezeichnet wurde.

One Response to Glasklar

  1. Gaby says:

    Könnte es sein, dass die Brille in Deutschland in einem „Billig-Laden“ gekauft wurde, der tatsächlich die Gläser aus China importiert?

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