Taifune 2013

Um vielleicht noch mal darzustellen, warum ein Wirbelsturm wie Haiyan für vergleichsweise wenig Aufsehen in Hanoi gesorgt hat, habe ich auf Wikipedia diese Seite gefunden, die sämtliche Taifune der Saison 2013 auflistet. (Nach wie vor sehr hilfreich ist auch die Seite Hurrikansaison, die aber meines Wissens keine solche Auflistung hat). Allein das Foto veranschaulicht sehr deutlich, wie im Pazifik zahlreiche Stürme entstehen, und sich dann auf den Weg Richtung asiatische Küste machen, und irgendwo zwischen Indonesien und Japan ankommen.

Allein 2013 hat die Region Asien-Pazifik insgesamt 13 Taifune erlebt, dazu nochmal 14 tropische Stürme. Nicht alle betrafen Vietnam, aber einige. Schön zu sehen ist auch, dass die „Saison“ für Taifune etwa von Juni bis Dezember dauert.

Das alles führt zwangsläufig dazu, dass man Wirbelstürme irgendwann als „normal“ einordnet. In diesem Fall kommt hinzu, dass die Vorberichterstattung gewaltig war. „Der schwerste jemals gemessene Taifun“ wurde teilweise angekündigt, und tatsächlich klangen die ersten Meldungen aus den Philippinen wie Horrormeldungen (und tun es leider bis heute). Da schlich sich dann beim einen oder anderen sicherlich doch Unbehagen ein: Was kommt da auf uns zu?

Wenn angesichts dieses Spannungsbogens die erwartete Naturgewalt komplett ausfällt, und nicht mehr Wasser und Wind produziert, als ein Sommergewitter, ist naturgemäß nicht nur die Erleichterung groß, es mischt sich auch schnell eine Portion Ironie hinein: Das soll es jetzt gewesen sein? Die Timelines in Facebook und anderen Netzwerken waren jedenfalls voll von Hanoiern und in Hanoi lebenden Ausländern, die sich mehr oder weniger spöttisch über die große Katastrophe, die nie stattfand, geäußert hatten.

Ein etwas mulmiges Gefühl hinterlässt die Tatsache, dass die Katastrophe bei uns zwar ausblieb, dafür die Philippinen aber umso härter getroffen wurden. Befreundete philippinische Journalisten posten Berichte von Opfern, zerstörten Landstrichen und ausbleibender Hilfe. Nicht schön. Streng genommen haben beide Ereignisse nichts miteinander zu tun, es ist ja auch nicht so, dass Vietnam deswegen verschont wurde, weil die Philippinen getroffen wurde, aber fast schämt man sich, erleichtert zu sein, wenn anderswo die Menschen von demselben Naturphänomen so stark getroffen wurden.

(Kleiner Hinweis: Wer sich angesichts der Katastrophenbilder für das Thema interessiert, wie Katastrophenhilfe eigentlich vonstatten geht, was die Bilder im Fernsehen bedeutet, und was alles nicht gezeigt wird, dem empfehle ich das Buch „Im Zentrum der Katastrophe“ von Richard Munz. Eine sehr hintersinnig, manchmal gar angriffslustig geschriebene Zusammenstellung an persönlichen Erlebnissen aus dem Katastrophengebiet.)

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