Alles Fälschung

Über die hier erhältlichen DVDs und die Probleme mit den Übersetzungen der Untertitel habe ich bereits geschrieben. Es gibt da eigentlich mittlerweile nichts mehr, was einen noch wundert, und auch immer weniger, was einen zur Verzweiflung bringt. Man nimmt es hin, und schafft es dann auch mal, eine DVD komplett mit russischem Menü zum Laufen zu bringen. So wie gestern.

Der Film „Lucky Number Slevin“ ist ein ziemlich verschachtelter Gangster-Film im film noir-Stil, von dem manche Kritiken anschließend schreiben, er sei zu verkünstelt und der Plot einfach zu konstruiert. Was ich nicht fand. Aber das nur nebenbei. In deutschen Kinos war er übrigens anscheinend gar nicht zu sehen, weil er keinen Verleih fand.

Jedenfalls kam der (wie gesagt: russische!) Film in einer Verpackung, die zweisprachig war: Englisch und Chinesisch. Wie auf Verpackungen üblich, stand überall groß werbender Zuspruch von Zeitungs-Kritiken drauf, wie gut der Film sei.

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Beim genaueren Hinsehen stand da groß und breit auf der Rückseite. „It all feels a bit too forced!“ Das „too forced“ war rot eingefärbt und kam sich ganz unzweideutig ganz toll und spannend vor. Das Zitat stammt von Fox-Kinokritiker Willie Waffle und ist auch auf der bekannten Filmkritikerseite Rotten Tomatoes prominent zu lesen.

Nun ist es ja sehr löblich, dass Filme auf ihren DVD-Hüllen schon die eigenen kritischen Hinweise mit sich herumtragen. Ich erkläre mir das Zustandekommen in etwa so:

Chinesischer Produktpiratproduzent: „Du, wir brauchen da noch ein gutes Cover für die DVD, so eines, was reinknallt, mit Gewalt und so.“
Chinesischer Produktpiratlayouter: „Ich schau mal ins Internet.“
Chinesischer Produktpiratlayouter: (etwas später) „Cool. Hier hab ich gute Sprüche über den Film.“
Chinesischer Produktpiratproduzent: „Klasse. Nimm das da. Da steht was von ‚Force‘, das ist gewalttätig, das brauchen wir.“

Fertig ist die DVD-Hülle. Gut, für einen Verkaufspreis von einem Dollar darf man auch nicht erwarten, dass die Hersteller sich allzu lange mit dem Produkt beschäftigen.

Die Asia Times aus Hongkong hatte übrigens vor kurzem in einem Artikel bereits über das „Chinglish“ berichtet, das nun vor den Olympischen Spielen überall zu lesen sei. Die Verenglischisierung im chinesischen Straßenbild führt unter anderem dazu, dass Restaurants „God with Vanilla“ oder auch „crispy skin infection“ anbieten, auf die „Pubic Toilet“ hinweisen oder Warnschilder anbringen: „Fall into water carefully“.

So gesehen ist der Film noch richtig gut weggekommen.

One Response to Alles Fälschung

  1. Tanja says:

    Ich verstehte die Geschichte nicht. Leider.

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