Jade

„Jade wird in China bewundert und verehrt wie in keiner zweiten Kultur“, schreibt der Autor Kai Vogelsang in seiner „Geschichte Chinas“. Da nun wiederum gerade das Vietnam des Altertums stark beeinflusst war von chinesischer Kultur, verwundert es nicht, dass die Jade auch in Vietnam bereits relativ früh ein Gegenstand für Kult- und Schmuckgegenstände war. Am bekanntesten ins Jade in seiner grünen Form, es gibt allerdings auch Jadesteine in Weiß und Schwarz.

Jade kommt vor allem in Regionen vor, in denen tektonische Platten aneinander reiben, also Erdbebenregionen. Es gibt zwar mittlerweile reiche Fundstellen in Burma, diese wurden allerdings erst in den vergangenen 200 Jahren entdeckt. Die Jade aus China wurde offenbar vor allem aus Zentralasien importiert. Man darf also vermuten, dass sowohl die Jade als Kulturgegenstand als auch die Steine selbst aus China nach Vietnam eingeführt wurden. Das gilt auch für den „Jadekaiser“, den Herrscher des Himmels, der als mythische Figur chinesischen Ursprungs ist, und der auf Vietnamesisch als „Ngoc Hoang“ bekannt ist. Laut dem vietnamesischen Geschichtsforscher Huu Ngoc stammt die älteste Statue des Jadekaisers in Vietnam aus dem 16. Jahrhundert, erst im 18. Jahrhundert wurde sein Abbild immer häufiger in Vietnam platziert. Die Jade taucht aber auch in anderen Namen auf, erinnert sei hier am prominentesten an den Jadebergtempel mitten im Hoan-Kiem-See in Hanoi.

Jade ist extrem hart, härter als Stahl. Es wurden bereits in der Steinzeit offenbar Waffen aus Jade gefertigt, zu vermuten ist allerdings, dass sie trotzdem vor allem Kultcharakter besaßen. Vor allem, weil Jade äußerst schwer zu bearbeiten ist. Ein Handwerker kann mehrere Tage an einem einzigen, simplen Schmuckstück sitzen. Tatsächlich liegt eine der wichtigsten Bedeutungen der Jade in der ihr zugeschriebenen magischen Kraft für den Totenkult. Verstorbenen wurden Jadestücke in den Mund gelegt, was vor Verwesung schützen soll. In chinesischen Museen lassen sich komplette „Totengewänder“ aus einzelnen Jadesteinen bestaunen.

Im allgemeinen Sprachgebrauch bekannt sind die „fünf Tugenden“ der Jade – ebenfalls eine Zuschreibung, die aus dem Chinesischen stammt: Jade ist „menschlich“ (weil sie warm leuchtet), „rechtschaffen“ (weil sie durchscheinend ist, und ihr Inneres preisgibt), „weise“ (weil ihr Klang bei der Bearbeitung weit zu hören ist), „tapfer“ (weil schwer zu bearbeiten) und „rein“. Kein Wunder, dass man sich mit solchen Eigenschaften gerne schmückt.

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