Bye, bye Bike…!

Mopeds, bald Vergangenheit?Wie ich heute erfahren habe, steht der Untergang des Morgenlandes kurz bevor. Es ist definitiv die traurigste Meldung vietnamesischer Medien der Woche: Die Verkaufsrate für Fahrräder und Motorräder ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich um jeweils etwa 30 Prozent gesunken.

30 Prozent! Da sind ja die fallenden Leserzahlen deutscher Tageszeitungen Dreck dagegen.

Das heißt im Übrigen auch: Wenn noch jemand ein echtes Stück Vietnam kennenlernen will, dann sollte er mich möglichst schnell besuchen. Hanoi ohne Mopeds, ohne „Bikes“, das wäre ja wie… ich weiß nicht. Es wäre jedenfalls ziemlich traurig.

Ganz im Ernst: Das verspricht nichts Gutes. Auf etwa 84 Millionen Einwohner kommen in diesem Land über 20 Millionen Zweiräder. Dem Wuseln und Hupen auf geradezu autofreien Straßen zuzusehen (und zuzuhören) gehört zu den wirklich beeindruckenden Erlebnissen hier.

Überall in Reih und Glied.Im Gegensatz dazu reden wir landesweit von nur 220 000 Autos. Das ist ein Auto pro 135 Einwohner! Hier in der Stadt scheint es etwas mehr, grob geschätzt würde ich sagen, dass auf den Straßen auf 20 Mopeds etwa ein Auto kommt. („Grob geschätzt“ heißt: Ich habe mich an den Straßenrand gestellt und gezählt. Naja fast. Ich stand am Straßenrand, habe auf den Bus gewartet, hatte nichts zu tun, und habe gezählt.)

Wir reden also auch von gewaltigen Umsatzmärkten ausländischer Auto-Unternehmen.

Wir reden allerdings auch von nach wie vor bis zu 90 Prozent Zöllen auf Neuwagen, und von einer einmalig zu zahlenden Kraftfahrzeugsteuer von nochmal guten 50 Prozent. Das macht Autos derzeit ziemlich teuer. Für Gebrauchtwagen gibt es allerdings Sonderregeln. Der durchaus geräumige Wagen meiner Gasteltern kostete scheinbar umgerechnet so um die 15 000 Euro. Was bei einem durchschnittlichen vietnamesischen Jahreseinkommen von 2400 US-Dollar (in den Städten!, landesweit: 700 Dollar) trotzdem eine Stange Geld ist.

Insofern muss der Untergang des Morgenlandes wohl noch etwas warten.

Kein Entkommen für die Mopeds.Es dürfte aber ein unumstrittener Effekt des WTO-Beitritts sein, dass diese hohen Zölle auf Dauer nicht zu halten sind. Toyota meldet bei seinen Autos schon satte Zuwachsraten (17 Prozent bislang in 2006). Thailand hat es schließlich vorgemacht, dort kommt schon ein Auto auf je drei Einwohner.

Wären umgerechnet auf Vietnam also 28 Millionen Autos statt 220 000. Brrrr. Einer Stadt wie Hanoi brächte das vermutlich den absoluten Verkehrskollaps. Und das Verschwinden eines sehr liebenswürdigen Merkmals. Wo sonst auf der Welt haben die Uhren-, Brillen- und Kleiderläden in der Innenstadt mitten in ihren Shops im Eingangsbereich sauber aufgereihte Mopeds stehen, so dass man denkt, das Geschäft würde eben jene verkaufen?

Mit Autos wäre diese elegante Idee, Parkplätze zu schaffen, jedenfalls nicht mehr möglich.

Bye, bye Bike...?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert