Onkel Ho golft

Vor ein paar Monaten machte hier in Hanoi mal die Geschichte eines Mannes die Runde, der seine Burger-Kette „Ho Chi Minh Burger“ nennen wollte. Als die Behörden ihm dies nicht erlaubten, weil es den Namen eines nationalen Heiligtums in den Schmutz ziehen würde, erklärte er angeblich sogar, „Onkel Ho“ habe doch unzweifelhafte Ähnlichkeiten mit Colonel Sanders, dem Gründer (und Werbe-Maskottchen) von der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken. Und da KFC bekanntlich erfolgreich sei, sei das doch ein sehr gutes Omen.

Mal abgesehen davon, dass der Vergleich von Sanders mit Ho Chi Minh tatsächlich etwas geschmacklos ist (gut, passt zum Thema Fastfood)… Die Zeiten scheinen sich jedenfalls geändert zu haben. Oder Golf gilt in Vietnam weniger anrüchig als Brot mit Fleisch dazwischen. (Aber auch das würde bedeuten, dass sich die Zeiten irgendwie geändert haben.)

Jedenfalls darf die Gruppe Mandarin Media ganz offiziell und unter großer Beachtung der Medien verkünden, sie biete künftig für Touristen den „Ho-Chi-Minh-Golf-Pfad“ an. Auch zu bewundern unter www.hochiminhgolftrail.com. „The Ultimate Adventure“ preist die Webseite, und alle Unterkünfte seien selbstverständlich „très posh“ (das steht da tatsächlich so). Die Unterzeile der Seite lautet übrigens: „Der Mann, der Pfad, das Golf-Abenteuer eines Lebens.“

Und nur um das nochmal klarzustellen, für Leute, die jetzt ins Grübeln kommen: Nein, Ho Chi Minh golfte nicht. Er hatte auch gar keine Zeit dazu, denn als 1954 die Franzosen abzogen war er bereits über 60 Jahre alt. (Etwas, das in Europa oft gar nicht so bewusst ist: Im Gegensatz zu vielen anderen „Revolutionären“ der Geschichte war Ho Chi Minh schon relativ alt, als er endlich tatsächlich regieren konnte.) Zuvor hatte er eigentlich hauptsächlich in versteckten Unterkünften, in Hütten und im Dschungel gelebt. Und kurze Zeit später fing bekanntlich der Krieg mit den USA an.

Mal abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, warum das alles plötzlich für die vietnamesische Seite kein Problem ist, wo doch der Ho-Chi-Minh-Pfad schlicht ein Symbol für Patriotismus und totale Aufopferungsbereitschaft ist – ich weiß auch nicht, ob ich als schickes Golfunternehmen unbedingt ein kriegslogistisches Straßennetzwerk wählen würde, um für mich zu werben. So viele Gedanken scheint man sich bei Mandarin Media aber gar nicht gemacht zu haben. Geschäftspartner James Sullivan erklärt in dem Online-Artikel, man habe den Namen gewählt, weil der „historische Pfad so bekannt sei im Westen.“ Ach so.

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