Kaffee-Tragödien

Vietnam ist der zweitgrößte Kaffee-Exporteur der Welt. Direkt hinter Brasilien. Gut, vielleicht nicht wirklich „direkt“, denn Brasilien exportiert 2,1 Millionen Tonnen, und Vietnam 990.000 Tonnen. Den Platz an zweiter Stelle hat man sich allerdings erst in jüngster Zeit erobert, und ist dabei an einer ganzen Reihe etablierter Kaffee-Nationen, unter anderem Indonesien und einigen afrikanischen Staaten, vorbei gezogen.

Und an Kolumbien. Wie es der Zufall so will, bin ich nämlich am Freitag auf einen Kolumbier gestoßen, der in einer Kaffee-Region aufgewachsen ist, und mir seine Version der Geschichte erzählte. Vietnam habe diesen Erfolg nämlich, so sagt er, unter anderem nur durch die Entwicklungshilfe der GTZ geschafft. Was ja nichts verwerfliches ist, immerhin greift die Entwicklungshilfe weltweit überall ein. Im Falle des Kaffee aber sehen es die Kolumbianer sehr wohl als etwas Verwerfliches. Als sie sich nämlich anschließend an die GTZ wandten, und ebenfalls Unterstützung haben wollten, erklärte man dort angeblich: Ihr seid kein Entwicklungsland, und bekommt deshalb auch keine Unterstützung mehr.

(Einwurf des Kolumbianers: Was die Großstädte angeht, muss ich jetzt sagen, haben sie recht. Hanoi ist wirklich noch ärmer als Bogota. Aber auf dem Land herrscht eigentlich fast dieselbe Armut, hier wie dort. Einwurf zuende.)

Und weil gleichzeitig auch die Weltmarktpreise für Coca in die Höhe gegangen seien, hätten sich viele kolumbianische Bauern stattdessen eben für die Cocapflanze entschieden. Der Rest ist bekannt.

Ich kann die innere Logik dieser Version natürlich nicht überprüfen, aber eine tragische Wahrheit ist unbestreitbar: Wo der eine gewinnt, bedeutet es meistens auch irgendwo auf der Welt den Verlust für einen anderen.

5 Responses to Kaffee-Tragödien

  1. corcampus says:

    Den Ausführungen einer Bekannten zufolge verdanken die Vietnamesen den Kaffeeboom vor allem einer Kooperation aus den 80ern mit dem damaligen „Bruderland“ DDR.
    Also nicht GTZ sondern RGW…

  2. admin says:

    Hm. Das wäre für mein Gefühl etwas zu früh. Ich glaube, dass der Kaffee-Boom erst in der jüngsten Zeit kam. Aber ich hab da gerade auch keine genauen Daten zur Hand. Möglicherweise war es auch einfach beides.

  3. corcampus says:

    Wachsen müssen die Sträucher ja auch noch ;)

    Aber belegen kann ich die Theorie im Moment auch nicht.

  4. corcampus says:

    Habe einen Link gefunden.
    Die letzten drei Absätze…

    http://www.mdr.de/barbarossa/3997134.html

  5. Berlincalling says:

    Moin.

    Das mit der DDR stimmt. Der Organisator (78) lebt noch in Berlin und war im November 2007 u. a. in Vinh zu Besuch.

    Moin.

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