Bearbeitungsgebühr

Wenn Vietnamesen in den Urlaub nach Deutschland fahren wollen, brauchen sie ein Visum. Die Gebühr dafür kostet 60 Euro. Die deutsche Botschaft erklärt auf allen ihren Formularen ausdrücklich „Zu zahlen bitte in Dollar.“

Das verstehe, wer will, schließlich reden wir hier von der Deutschen Botschaft.

Die Gebühr ist im voraus zu bezahlen und wird in jedem Fall fällig. Egal, ob man das Visum erhält oder nicht. Das Nicht-Erhalten kommt durchaus vor, denn Deutschland will auf gar keinen Fall Nicht-Rückreisewillige Vietnamesen einreisen lassen. Also solche, die verdächtigt werden, nur auf deutsche Sozialleistungen anstatt auf Fotos vom Brandenburger Tor scharf zu sein. In einschlägigen Foren kann man tatsächlich gelegentlich von Menschen lesen, die beispielsweise eine Urlaubsbekanntschaft nach Deutschland einladen wollen, und nicht verstehen, warum die Botschaft sie nicht einreisen lässt, obwohl die junge Frau doch sogar ein eigenes Geschäft besitze. Was zugegebenermaßen darauf hindeutet, dass solche Deutschen vermutlich keine allzu detaillierten Vorstellungen von hiesigen Klein- und Kleinstgeschäften haben.

Nichtsdestotrotz sind 60 Dollar … äh, mehr als 80 Dollar ein stolzer Preis. Vor allem, wenn man ihn bezahlt, um anschließend eine Ablehnung zu bekommen. So viel kostet Briefpapier ja noch nicht mal in Deutschland. 80 Dollar, das ist ein guter Monatsverdienst für Vietnamesen. Gerade für solche, die unter dem Verdacht stehen „nicht rückreisewillig“ zu sein.

Ich versuche mir gerade vorzustellen, Deutsche, die einen Urlaub in den USA machen wollen, müssten dafür eine Bearbeitungsgebühr von 2000 Euro zahlen, bei der sich nicht sicher sein können, ob ihr Antrag anschließend abgelehnt wird.

Abends erzählte mir dann eine Kollegin, sie kenne eine Frau, die bereits dreimal bei der Deutschen Botschaft vergeblich einen solchen Urlaubsantrag gestellt habe.

Nochmal: Wir reden hier offiziell von Urlaub. Nicht von Einwanderung.

One Response to Bearbeitungsgebühr

  1. Martin says:

    Das ist hart, allerdings:
    Bei drei Versuchen könnte aber schon die Frage auftauchen, was die Dame so an Deutschland fasziniert….
    Wenn mich die USA einmal bei 2000 Euro abgelehnt hätten, dann hätte ich sicherleich einige ander „Urlaubsländer“ gefunden. Insbesondere, da ich immer dachte, dass Deutschland nicht sooo ein tolles Urlaubsland ist (da sind die USA trotz Mr. B. deutlich interessanter!)!

    Machen das den die anderen Industriestaaten genauso?
    m

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