Verkehrspolizeistaat

Es war schon vergangenes Jahr so, dass an vielen Ecken in Hanoi Verkehrspolizisten standen. Das ist auch bitter nötig, denn wenn Verkehrspolizisten anwesend sind, dann klappt der Verkehr zumindest leidlich. Sprich, die Vorfahrt wird wenigstens nach einigem Gepfeife und wildem Gestikulieren von den meisten Verkehrsteilnehmern in einigen Fällen eingehalten. Auch Staus lassen sich etwas leichter lösen.

Seit meiner Rückkehr habe ich allerdings das Gefühl, dass fast an jeder Ecke Polizei steht. Sie macht allerdings nicht besonders viel, sie beobachtet nur.

Eine kurze Zeit fragt man sich, ob einem das Angst machen sollte, bis es dann dämmert: Die Polizisten überwachen die noch immer frische Helmpflicht. An die hält sich ein erstaunlich hoher Prozentsatz von Vietnamesen, nämlich ich würde mal sagen geschätzte 99 Prozent. Oder genauer: Ich habe noch keinen Fahrer gesehen, der keinen Helm trägt. Also 100 Prozent. Ohne Helm fahren kostet nämlich so ca. 2 Euro, und das ist eine Menge Geld.

Außerdem stehen ja an jeder Ecke Polizisten, man kommt also ohne Helm gar nicht weit.

Die spannende Frage ist nun, ob das bis zum Sommer so hält, wenn die heißen Tage kommen (auch wenn man sich das derzeit gar nicht vorstellen kann, dass sie jemals kommen werden), und es unter dem Helm zu stickig wird. Aber mit der Einführung der Helmpflicht im Winter hat man zumindest in der Hinsicht schon mal schlau vorgesorgt. Bis in fünf Monaten hat sich der Großteil sicherlich an das Gefühl gewöhnt.

2 Responses to Verkehrspolizeistaat

  1. Martin says:

    Na ja solang sie nur rumstehen….immerhin scheint ihre Präsenz ja schon etwas gebracht zu haben, wenn du mal über Unfallzahlen bzw Unfalltotenzahlen (?) stolpern solltest, würd mich interessieren, in wie weit sich das Gesetz auswirkt…
    m

  2. admin says:

    Es gab bereits einen Monat nach Einführung der Helmpflicht Zahlen, die, wenn ich mich recht erinnere, zunächst keine beeindruckende Abnahme der Verkehrstoten (2007: ca. 13.000, zum Vergleich Deutschland: ca. 5000) bzw. Verletzten gebracht haben. Demnach ging in Saigon offenbar die Anzahl der Kopfverletzungen um 400 auf 1400 zurück, die der Getöteten um 4 auf 27.

    Daraufhin gab es eine weitere kurze Diskussion der skeptischen Bevölkerung, die aber natürlich sinnlos ist, solange wir gerade mal einen Monat lang statistisches Material, und das auch nur aus bestimmten Gebieten, haben.

    Erschwerend kommt hinzu, dass nicht wenige der derzeit gekauften Helme eigentlich Schrott sind. Es sind viele Billig-Helme im Umlauf, die zwar nach Helm aussehen, aber im Ernstfall nicht schützen, teilweise sogar schaden, weil Plastik-Splitter sich erst recht beim Sturz ins Gesicht bohren.

    Ich halte die ganze Sache aber trotzdem für prinzipiell positiv, weil solch eine Veränderung nur über Gewöhnung funktionieren kann. Und der prinzipielle Nutzen von Helmen ist ja völlig unbestritten.

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