Hier gewänne wohl Hillary

Da auf CNN mal wieder endlose Wahltabellen vorbeiflimmern, Wahlreden gehalten werden, und Journalisten in großen Gruppen zusammensitzen, um die jüngsten Vorwahlen zu kommentieren, ein kleiner Abstecher in die USA: Nach einer völlig unrepräsentativen Umfrage unter einer Handvoll Vietnamesen, stelle ich die Theorie auf, dass in Vietnam wohl Hillary Clinton unter den Bewerbern die größten Chancen hätte. Zumindest ist sie am beliebtesten.
Das liegt aber weniger an ihrem Programm, als an ihrem Namen. Immerhin war Bill Clinton derjenige Präsident, der 1994 das Handelsembargo gegen Vietnam aufhob, und 1997 offiziell wieder diplomatische Beziehungen zu Vietnam aufnehmen ließ. Sein Name hat hier also einen guten Klang.

Er dürfte auch einer der wenigen Namen sein, mit denen man hierzulande überhaupt etwas verbindet. Kleinere Kandidaten wie Huckabee oder Edwards habe ich in den Fernsehnachrichten nie im Bild gesehen. Selbst Obama tauchte bislang meiner Beobachtungen nach kaum im Bild auf, was sich aber möglicherweise jetzt angesichts der jüngsten Entwicklungen bald ändern könnte.

McCain wiederum dürfte leidlich bekannt sein, immerhin wurde er über Hanoi abgeschossen und verbrachte einige Jahre im Kriegsgefangenen-Gefängnis Hoa Loa. Da aber wiederum für viele Vietnamesen der Krieg keine große Rolle spielt, da er für sie nicht-erlebte Geschichte ist (über die Hälfte der derzeitigen Bevölkerung sind nach 1975 geboren), ist der Name gar nicht so bekannt, wie ich dachte.

Auf einer wissenschaftlichen Uni- und Forschungs-Mailingliste über Vietnam entspinnt sich derzeit übrigens eine recht interessante Diskussion über Foltervorwürfe an kubanische (!) Agenten während dieser Zeit. Der Hintergrund zumindest ist schlüssig: Da Vietnam selbst während des Kriegs den beiden großen Riesen UdSSR und China nie so ganz völlig traute, hatte man die besten Beziehungen zu „kleineren“ sozialistischen Staaten wie Nordkorea, Kuba, und übrigens ja auch der DDR. Für Kuba wiederum, dass sich zu dieser Zeit massiv von den USA bedroht sah, muss die Aussicht auf Befragungen von gefangenen US-Soldaten sehr verlockend gewesen sein. McCain selbst macht da aber zu jenen auftretenden „Kubanern“ offenbar widersprüchliche Angaben.

Hinzuzufügen wäre der Vollständigkeit halber noch, dass Vietnam offiziell sämtlichen Erzählungen über Folter in jenem Gefängnis widerspricht. Die US-Regierung hatte nach dem Friedensschluss übrigens auch aus naheliegenden politischen Gründen kein Interesse daran, solchen Erzählungen ihrer Soldaten weiter nachzugehen.

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