Missverständnisse vor dem Amt

Neues von der Heiratsfront: Die Bekannten von mir waren beim Heirats-Interview, wo die Behördenvertreter herausfinden wollten, ob die beiden sich auch wirklich kennen, oder ob das Ganze eine Scheinehe ist. Da gemischt-nationale Paare hier nicht ganz selten sind, habe ich mittlerweile auch einige andere schöne Geschichten von solchen Interviews gehört. Ein Freund erzählte, als er dort gewesen sei, habe vor ihnen ein taiwanesisch-vietnamesisches Paar gewartet, und die Frau kurz vor dem Interview den Mann gefragt: „Wie heißt du nochmal?“

So ganz unberechtigt sind diese Interviews also nicht.

Ein anderer wurde nach der Adresse des Hauses seiner Schwiegereltern gefragt, woraufhin er ratlos zugeben musste, dass er genau erklären könne, wie man dort mit dem Moped hinkommt, aber keinen Schimmer habe, wie der Straßenname sei. Wozu auch? Er schreibe dort normalerweise keine Briefe hin. Gleiches Problem ist oft der Name der Eltern, die in Vietnam ja einfach mit den Familienbezeichnungen „Onkel“ oder „Vater“ angesprochen werden. „Wie heißt ihr künftiger Schwiegervater?“ – „Na, ‚Vati‘, halt!“

Das alles wird noch zusätzlich erschwert, wenn die Englischkenntnisse der Standesbeamtin begrenzt sind. Im vorliegenden Fall hatte sich das Pärchen über einen euro-asiatischen Kulturaustausch kennengelernt, über ein Kultur- und Konferenznetzwerk, das von Politik und Hochschulen ins Leben gerufen wurde. Eine Geschichte, die schon im Deutschen nicht ganz einfach zu verstehen ist. Mein Bekannter versuchte sie also zu beschreiben, und verwendete dabei irgendwann den Begriff „Network“. Woraufhin die Standebeamtin eifrig nickte, anfing, zu kritzeln und dann sagte: „Sie haben sich also über das Internet kennengelernt.“

Missverständnisse können ja lustig sein, wenn von ihnen nicht gleichzeitig abhängt, ob ein Heiratsantrag als Scheinehe abgelehnt wird, weil beide Partner verschiedene Angaben machen.

Besonders kurios auch folgende Frage: „An welchem Tag haben Sie sich denn verliebt?“

Ich lasse diese Frage mal bei allen Lesern sacken, und jeder darf sich fragen, ob er darauf überhaupt eine Antwort geben könnte, und ob, Achtung, die Antwort des/der Partners/in auch dieselbe wäre.

Das Paar hat jedenfalls den Test bestanden. Jetzt müssen die Akten erst nochmal zwei Wochen ausgehängt werden, ob jemand gegen die Heirat protestieren will, und dann gehen sie zurück ans Amt, und das Amt arbeitet nochmal ein paar Wochen damit. Was genau habe ich nicht verstanden, klang alles sehr kompliziert.

3 Responses to Missverständnisse vor dem Amt

  1. Linksaussen says:

    zwei wochen aushängen? interessant, daß es das auch anderswo gibt. obwohl: die proklamation ist in deutschland erst kürzlich abgeschafft worden.

  2. dom says:

    danke mal wieder. ist eig von ha noi die rede?

  3. Ben says:

    Den Namen von meinem Schwiegervater weiß ich auch nicht, geht in Thailand genauso: „Po“: Vater halt…In Deutschland der Absolute Killer, hier irgendwie normal.
    Einen Punkt werde ich aber sicher richtig beantworten, denn asiatische Augenfarben sind nicht so schwer zu merken ;)

    Ben

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