Weihnachtslieder-Overkill

Wer zurzeit irgendwo in Hanoi einkaufen geht, der wird im Laden unter Garantie mit Weihnachtsmusik zugedröhnt. Wie bereits letztes Jahr beschrieben ist „Weihnachten“ hier mehr „trendy“ und „schön bunt“, als tatsächlich irgend ein bedeutendes Fest. Deswegen auch die Flut an Weihnachtssymbolen ohne jeglichen Inhalt: „Santa Claus“, Rentiere, falscher Schnee und so weiter. Vergleichbar eventuell mit der Art und Weise wie Halloween deutsche Kinderstuben und Einzelhändler in ihren Bann gezogen hat.

Am deutlichsten bemerkbar macht sich das dieses Jahr aber für mich bei den Weihnachtsliedern. Mir war bis dahin gar nicht bewusst, dass quasi jedes deutsche Weihnachtslied auch ins Englische übersetzt, und mit sehr viel Umtz-umtz-Musik unterlegt in einer Pop-Version vertont wurde. Auch Lieder, von denen man es gar nicht erwarten würde. Das eher kirchlich-getragene „Maria durch ein Dornwald ging“ zum Beispiel (klingt mit Kirchen-Instrumental besinnlich, als Pop-Version aber ziemlich grauslich).

Oder auch „Lasst und froh und munter sein“. Mit einem Refrain, in dem auf Englisch dann „Tralalala“ gesungen wird. Ich mag mich täuschen, aber „tralalala“ ist glaube ich kein unbedingt genuin englischer Ausdruck, es klingt jedenfalls äußerst merkwürdig. Genau das gleich gilt dann für Heintjes „Heidschi Bumbeidschi“ (englische Strophe, aber … äh… deutscher Refrain… soweit man „Heidschi Bumbeidschi bumbum“ als Deutsch bezeichnen kann).

Nun könnte man ja darauf hoffen, dass spätestens morgen, oder am Wochenende, alles vorbei ist. Diese Hoffnung trügt aber leider. Da Weihnachten eben kein besonderes Fest ist, ist auch die „Weihnachtszeit“ in Vietnam eher fließend. Man kann hier noch im Februar oder März auf Weihnachtslieder stoßen. Genauso wie man übrigens noch im November gelegentlich im Fernsehen Wiederholungen der Olympischen Spiele sehen konnte. Mit irgendwas müssen die Programm-Macher ihre Sendungen offenbar füllen.

Nicht vergessen werden sollten an dieser Stelle natürlich die etwa zehn Prozent Christen in Vietnam, für die Weihnachten selbstverständlich in der Tat ein wichtiges Fest ist. Allerdings ganz ohne „Santa Claus“ und Rentiere.

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