Schwache starke Frauen

Mit den Frauen und der Gleichberechtigung ist das ja hier (wie mehrfach beschrieben) so eine Sache. Einerseits haben wir in Vietnam eine Frauenarbeitsquote von weit über 80 Prozent, eine beeindruckende Zahl von vietnamesischen Privatunternehmen haben Frauen als Chefs, und wer sich auf den Straßen umschaut, der sieht Frauen auf den Baustellen, Frauen mit Marktkörben und Frauen als Straßenkehrer.

Andererseits sitzen zur gleichen Zeit die Männer auf dem Bürgersteig, trinken Grüntee oder Wodka und sagen: Frauen müssen bis spätestens 29 verheiratet sein, sonst sind sie nicht vermittelbar, und außerdem sind Männer den Frauen ja überlegen, weil sie einfach stärker sind, das ist halt nunmal nicht wegzuleugnen. Punkt. Prost.

Am Wochenende ist wieder internationaler Frauentag, was weltweit die Zeit ist, um auf die Stärken der Frau hinzuweisen, und wenigstens in den Reden mal die Realität etwas schöner erscheinen zu lassen.

Die Radioredaktion wird an diesem Tag drei Lieder für die Frauen spielen. Im ersten Lied wird die Mutter besungen, die sich für die Familie opfert. Im zweiten Lied wird die große Schwester besungen, die für den kleinen Bruder auf jegliche Lebensfreuden verzichtet hat. Im dritten Lied wird die Großmutter besungen, die sich für das Land opfert. Meine erstaunte Frage, warum sich Frauen immer opfern müssen, und wo denn die Lieder über selbstbewusste und sich selbstverwirklichende Frauen bleiben, wurde mit Nichtverständnis bestraft.

Dafür gab es dann heute die Rede einer Frauenverbandsbeauftragten zum Frauentag: „Wenn wir den Frauen den Willen und die richtigen Fähigkeiten vermitteln, dann können sie genauso gute Unternehmer sein, wie Männer.“ Man beachte: Wenn.

Wenn sich die Frauen alle selbst so schwach machen, dann wird das nichts mit der Stärke.

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