Flucht im Hubschrauber

Bei „Hubschrauber“ und „Vietnam“ denkt man sofort an, natürlich, die letzten US-Vertreter während des Kriegs, wie sie aus Saigon fliehen. Am Freitag war alles aber ganz anders. Fliehen, oder „überstürzt abreisen“, musste der vietnamesische Premierminister mitsamt einiger hochrangiger Politiker. Und, wie die New York Times schreibt, tat er das in einem Helikopter. Gemeinsam mit anderen asiatischen Staats- und Regierungschefs. (Wobei in dem Chaos wohl nicht ganz exakt festzustellen war, wer nun in den Helikoptern saß, und wer von Armee-Fahrzeugen durch das Demonstrantenheer geschafft wurde). Laut Medienberichten hatte die großen Delegationen, die solche Politiker immer begleiten, weniger Glück, und sitzen teilweise noch immer fest. Und zwar im thailändischen Badeort Pattaya.

Dort hatten sich gleich dreizehn Länder-Delegationen versammelt, nämlich die zehn Vertreter der südostasiatischen Staatengruppe ASEAN mitsamt ihren drei asiatischen Nachbarn Japan, China und Südkorea. Thailändische Demonstranten aber stürmten das Gelände, und machten eine Konferenz unmöglich. Sie betonten dabei, dass es ihnen gar nicht die ASEAN gehe, sondern nur um ihren eigenen Premier. Anders gesagt, die Staats- und Regierungschefs hätten also gar nicht fliehen müssen, sondern aus Sicht der Demonstranten vermutlich einfach (überflutet von Demonstranten) weiterdiskutieren können. Ohne Thailands Premier, versteht sich.

Auf den wollten die anderen aber dann doch wohl nicht verzichten. Der Gipfel war übrigens wegen Protesten schon mal verschoben worden, und soll jetzt in zwei Monaten nachgeholt werden. Was das über das Projekt einer Südostasiatischen Union (dazu wurde vor kurzem eine Charta unterzeichnet, die unter anderem auf dem Gipfel weiter diskutiert werden sollte) aussagt, kann jeder selbst entscheiden.

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