Parkplatz für Schiffe

Reden wir heute mal ausnahmsweise nicht von Vietnam. Sondern kurz von Singapur. Auf meinem Rückflug Anfang Mai konnte ich aus dem Fenster im Meer vor Singapur haufenweise Schiffe sehen. Schiffe, Schiffe, Schiffe. In regelmäßigen Abständen. Angesichts der Flughöhe müssen das sehr, sehr große Dinger gewesen sein. Und ich dachte mir: Aha, so funktioniert so ein Hafen. Die Schiffe liegen gar nicht im Hafen direkt, sondern weit vor der Küste, und fahren wohl nur kurz zum Entladen rein.

Ich lag da allerdings falsch.

In Wirklichkeit schwammen die Schiffe nämlich tatsächlich einfach nur so da rum. Weit vor dem Hafen. Und warteten. Wegen der Weltwirtschaftskrise ist zur Zeit auch in der Reederei- und Transport-Branche Flaute, im wahrsten Sinne des Wortes. Hunderte von Schiffen dümpeln in den Häfen der Welt vor sich hin, beziehungsweise genauer eben nicht in den Häfen, sondern irgendwo vor den Häfen. Vor Rotterdam, bekanntlich dem größten Hafen Europas und je nach Rechnungsgrundlage auch größter der Welt (die Chinesen würden protestieren und auf Shanghai verweisen), liegen derzeit 300 Schiffe.

Vor Singapur liegen 735.

735 riesige Containerschiffe, jedes einzelne mit mehr Tonnen als die gesamte Spanische Armada im 16. Jahrhundert mit ihren 130 Schiffen aufbringen konnte, liegen vor Sinbapur, und warten, weil es nichts besseres zu tun gibt. Singapur wiederum ist offenbar der attraktivste Hafen weltweit, weil die Versorgung gut ist, weil es wenig Stürme gibt, niedrige Ölkosten – und weil man glaubt, wenn es irgendwann mal wieder losgeht mit der Wirtschaft, dann ist Asien der richtige Platz.

Damit wären wir doch zumindest ein ganz kleines bisschen wieder bei Vietnam. Auch wenn das gerade tagende Parlament in seiner Frühjahrssitzung das vietnamesische Wachstum wie von mir am 1. April vorausgesagt nach unten korrigieren wird, auf fünf Prozent.

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