Schwere Koffer

Nachtrag zu meiner Ankunft am Hanoier Flughafen vor mittlerweile schon wieder zwei Wochen: Wir standen alle recht lange am Gepäckband herum. Die Koffer kamen eher in homöopathischen Dosen an. Also… mal hier einer. Mal da einer. Mal wieder zwei. Dann wieder nichts. Und so weiter.

Ganz gleich zu Anfang aber erschienen ein gutes Dutzend besonders wuchtiger, großer Koffer auf dem Gepäckband. Die wurden allesamt von den Stewardessen abgeräumt. Es sah etwas verblüffend aus, wie die eher zierlichen Frauen sich mit den riesigen Koffern abmühten, als stünden sie gerade vor einem vierwöchen Mallorca-Trip und nicht etwa vor einer Kurzreise in die Heimat.

Dann ist mir die Sache mit dem Goldschatz eingefallen. Vor vier Monaten war Vietnam sogar international in die Schlagzeilen der Panorama- und Ausallerwelt-Seiten geraten, weil man im Cockpit des Flugzeugs sechs Kilogramm Goldschmuck gefunden hatte. Die Angestellten konnten sich nicht erklären, wie das Gold dahingekommen sei, und erklärten, ein schmuggelnder Passagier habe es wohl dort untergebracht. Ein Passagier. Hm, hm. Aha. Klar. Höhö. Ein Passagier halt. Wie sie eben so sind, diese Passagiere, die ständig im Cockpit ein- und auslaufen.

Als ich die Sache mit den schweren Koffern in Hanoi diversen Leuten erzählt habe, zuckten alle nur müde mit den Schultern. Hier geht jeder davon aus, dass sich Stewardessen und Piloten regelmäßig ihr Gehalt damit aufbessern, dass sie Luxuswaren aus dem Ausland einkaufen, und dann hier verkaufen. Entweder weil es dieses oder jenes Ding in Vietnam nicht gibt – oder weil die Vietnamesen im Ausland produzierten Produkten einfach mehr trauen. Das durfte ich auch am eigenen Leib erfahren. In meinem Gepäck befanden sich zwei Kilogramm deutsches Babymilchpulver (weil eine Bekannte dem Milchpulver hier nicht traut) und ein Liter Cognac (weil ein Kollege den hier erhältlichen importierten Flaschen nicht traut und der Meinung ist, es seien alles gefälschte Flaschen).

Er war also auch ganz schön schwer, mein Koffer.

2 Responses to Schwere Koffer

  1. Thorsten says:

    Meinst Du also, ich könnte mir bei meiner nächsten Reise nach Hanoi noch ein kleines Zubrot durch einen schwunghaften Importhandel verdienen? Was ist denn gerade gesucht? Sechs Kilo Goldschmuck wollte ich jetzt nicht auf Verdacht mitbringen… ;-)

  2. ngungon says:

    Tja, keine Ahnung. Milchpulver geht seit dem chinesischen Melaminskandal sicherlich immer gut, aber ich fürchte, da sind die Margen nicht so besonders.

    Bei Luxusgütern kenne ich mich nicht so aus, ich kaufe im Alltag so wenige davon…

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