Verkehrsregeln, vietnamesisch

Mit dem Auto in Vietnam unterwegs sein, ist einerseits einfacher, als man sich vorstellt. Man muss sich nämlich nur auf das konzentrieren, was vor einem stattfindet. Hinten und an den Seiten ist alles egal, da müssen sich laut ungeschriebenen Regeln die Motorradfahrer selbst drum kümmern.

Andererseits hat der vietnamesische Verkehr für europäische Autofahrer ein paar unvorhergesehene Tücken. Es herrscht nämlich Linksverkehr.

Nicht im klassischen Sinn. Die Vietnamesen fahren alle rechts. Also eigentlich fährt jeder, wo er will, aber die Straßen sind auf Rechtsverkehr ausgerichtet. Für Autofahrer aber gilt: Linke Spur benutzen. Rechts ist reserviert für Motorräder. Steht so angeblich in keine Verkehrsregel, ist aber de facto Regel. Und zwar so sehr, dass gerüchteweise die Polizei einen Autofahrer sogar anhalten darf, wenn er zu lange rechts fährt.

Auf Überlandstraßen ergibt sich damit folgendes Problem: Es gibt zwei Fahrbahnen. Rechts für Motorräder, links für Autos und Lastwagen. Wenn ein langsamer Lastwagen vorne fährt, dann hast man zwei Möglichkeiten: Mit der Lichthupe aufblenden wie ein Irrer, noch ein paar Mal auf die richtige Hupe hauen, und damit den Vordermann dazu zwingen, nach rechts zu ziehen (wenn da frei ist). Oder man geht halt selbst auf die rechte Seite und überholt rechts. Machen die Motorräder im Stadtverkehr ja auch ständig.

Die erste Variante ist eindeutig stressiger, sowohl für den Fahrer als auch für die vor ihm Fahrenden. Die zweite Variante verstößt wiederum streng genommen gegen die Verkehrsregeln. Andererseits würde auch die erste Variante gegen deutsche Verkehrsregeln verstoßen (Nötigung). Das alles macht es natürlich sehr angenehm für die Polizei: Sie können praktisch jeden aus dem Verkehr ziehen, und ihn wahlweise dafür bestrafen, rechts gefahren zu sein, links gefahren zu sein, überholt zu haben, nicht überholt zu haben, oder auch zu schnell oder zu langsam gefahren zu sein. Irgend eine Regel wird schon immer irgendwie passen.

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