Protest lohnt sich

Taxifahren ist in Hanoi eine recht haarige Angelegenheit, vor allem für Touristen. Touristen sind in den Augen der meisten Taxifahrer wandelnde Goldesel. Und gerade jene Fahrer von kleineren Firmen oder solche, die auf eigene Rechnung fahren, kommen am Ende oft mit Mondpreisen an. Wer raffinierter an die Sache herangeht, der fährt auch mal dreimal um den Block, und dann zweimal in die falsche Richtung.

Deswegen benutzen auch die Hanoier selbst meistens Taxi-Unternehmen, die sie kennen. Es gibt sicherlich fast ein Dutzend seriöser Unternehmen in Hanoi, nur leider gibt es auch gefühlte weitere drei Dutzend unseriöse.

Wer sich betrogen fühlt, bei dem hilft oft, einfach den „gefühlt richtigen Betrag“ zu zahlen und auszusteigen. Der Taxifahrer weiß meistens ganz genau, dass er richtig entlohnt wurde. Außerdem habe ich bislang noch nie einen Taxifahrer erlebt, der gegenüber Ausländern tatsächlich aggressiv geworden wäre.

Bis vergangene Woche.

Da bin ich zum ersten Mal in ein Taxi eingestiegen, in dem der Fahrer herum motzte, zischte und geiferte, als gebe es kein Morgen mehr. Er fuhr auch so, als gebe es kein Morgen mehr. Vor allem kein Morgen für ihn, seine Insassen, und das Auto, mit dem er jede Sekunde zusammenstoßen musste. Dass seine Augen so aussahen, als habe er zuvor an einem großangelegten Drogentest mitgemacht („Test“ in dem Sinne von: Welche Droge knallt am besten rein?) und anschließend den Geschmack mit drei Wodka runtergespült, tat dann noch sein Übriges dazu. Und zu allem Überfluss wendete er auch die „Dreimal-um-den-Block“-Methode an. In diesem Fall fuhr er einmal quer in die falsche Richtung der Stadt und bog dreimal an der falschen Stelle ab, um noch weiter von der richtigen Adresse weg zu kommen. Auf energische Richtungsanweisungen hin reagierte er erst beim vierten Mal, und auch dann sehr widerwillig.
Es mag damit zu tun gehabt haben, dass es bei dieser Fahrt drei Ausländer waren. Ein einziger Ausländer, der Vietnamesisch spricht, das ist auch in den Augen der Taxifahrer möglicherweise jemand, der in Hanoi lebt (was nicht heißt, dass er nicht als genauso wohlhabend angesehen wird). Aber drei Ausländer, das müssen Touristen sein.

Das ärgerliche war, dass das Taxi zu einer der renommierten, seriösen Agenturen gehörte. Noch nicht mal auf die kann man sich verlassen. Wir haben anschließend bei dem Unternehmen angerufen, und uns beschwert. Und sei es nur, damit man sich nicht so fühlt, als sei man solchen Idioten völlig ausgeliefert.

Einen Tag später rief dann die Firma an: Man habe den Mann gefeuert, da sich schon häufiger Fahrgäste beschwert hätten. Ob wir unsere Beschwerde nochmal schriftlich formulieren und unterzeichnen könnten?
Damit hätte ich nun allerdings nicht gerechnet. Aber es zeigt zumindest: Die seriösen Taxi-Agenturen sorgen sich durchaus um ihren Ruf. Das ganze klingt allerdings drastischer, als es vermutlich tatsächlich Auswirkungen hat, denn der besagte Fahrer wird sicherlich keine großen Probleme haben, bei einem anderen Unternehmen unterzukommen. Einem kleineren, das weniger auf seinen Ruf bedacht ist.

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